Die AC Milan hat sich nach holprigem Serie-A- und Champions-League-Start stabilisiert. Was vor allem mit der Offensive zusammenhängt. Das ist auch für Trainer Paulo Fonseca der springende Punkt.
Will sich nicht hinter einer stabilen Defensive verstecken, sondern verlangt mehr: Paulo Fonseca.
IMAGO/Vitalii Kliuiev
Der Profisport und besonders der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Wie auf hoher See können schnell aufeinanderfolgende Wellen das Schiff – oder in diesem Fall einen Verein – vom eigentlich vorgesehenen Kurs abbringen.
Der AC Mailand, als jüngster Vizemeister hochambitioniert zur Saison 2024/25 angetreten, ist fast schon ein Eisberg als Hindernis erschienen. Doch nach drei sieglosen Serie-A-Partien zum Start und der im Nachgang folgenden, verdienten 1:3-Niederlage gegen Liverpool zum Auftakt der neuen Champions League riss der neue Trainer Paulo Fonseca, der selbst laut italienischen Medienangaben vor dem frühen Crash gestanden hatte, das Ruder herum.
Die Folge: In der Liga gewannen die Rossoneri zuletzt drei Partien in Serie und verbuchten dabei auch den prestigeträchtigen und brustlösenden 2:1-Derbysieg gegen Erzrivale Inter Mailand.
Fonsecas Wunsch
Außerdem auffällig, dass die Mailänder zuletzt im Schnitt drei Tore pro Spiel schossen. Ein positiver Umstand für Coach Fonseca, der zu seinem Amtsantritt im Sommer bereits verkündet hatte, mehr aus Milan herausholen und den spielerischen Ansatz nachhaltig verfeinern zu wollen. Sein Credo: „Wir müssen Spektakel kreieren – und dazu brauchen wir Mut. Das ist meine Denkweise.“
Deswegen gefiel es dem Portugiesen an diesem Montag auf der Pressekonferenz auch nicht sonderlich, dass Xabi Alonso klassische Sätze über den bevorstehenden italienischen Gegner losgeworden war. Darunter natürlich der Verweis auf ein taktisch stabiles Geflecht, für das die Werkself am Dienstagabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) Geduld brauche: „Sie haben ein System, eine Idee und eine gute Kondition. Wir müssen Geduld haben.“
Fonsecas Antwort darauf auf der obligarotischen Pressekonferenz: „Ich musste lesen, was Xabi Alonso gesagt hat.“ Das sei für ihn an sich nicht überraschend gewesen, denn: „Wenn wir über italienische Mannschaften sprechen, sagen wir immer dasselbe – nämlich, dass italienische Mannschaften gut verteidigen und auf Konter spielen.“ Der 51-jährige Trainer, der unter anderem schon Porto, Schachtar Donezk, die Roma und zuletzt Lille betreut hatte und in der Tat für einen offensiven Ansatz steht, stellt sich aber etwas anders vor.
Seine Idee: „Ich würde mir wünschen, dass andere Dinge besprochen werden, wenn über Mailand gesprochen wird.“ Daran müsse er mit seinem Team allerdings Woche für Woche hart arbeiten, „denn so wollen wir eigentlich nicht betrachtet werden. Und natürlich werden wir (in Leverkusen; Anm. D. Rot.) auch verteidigen müssen, weil wir gegen ein starkes Team antreten.“ Wenn seine Schützlinge aber den Ball haben, dann solle es mit Karacho und auf spielerisch ansehnliche Weise nach vorn gehen. Im Fokus steht dabei natürlich Aushängeschild Rafael Leao, der inzwischen seit sechs Jahren das Milan-Trikot trägt und ebenfalls immer besser reinkommt in diese Saison.
Und auch hier spiele neben offensiver Klasse auch defensives Verhalten eine entscheidende Rolle, teilte der portugiesische Nationalspieler mit: „Vom ersten Tag an sprach der Trainer mit mir nicht nur über Tore oder Vorlagen, sondern sagte mir auch, dass er einen Spieler will, der sich im Abwehrverhalten verändert hat und sich mehr auf die Abwehrarbeit konzentriert. Er hilft mir stets, besser zu werden. Schon auf dem Weg hierher hat er mir im Auto ein paar Videos gezeigt.“ Und sicherlich auch gesagt, wie Rafael Leao vorn zuschlagen soll.