Entlassener Kahn: „Das war der schlimmste Tag meines Lebens“ – Fussball



Auf dem Platz und abseits des Feldes ist beim FC Bayern an diesem Samstagnachmittag richtig viel passiert. Während all dieser Meldungen saß in München der daheimgebliebene Oliver Kahn – und meldete sich im Verlauf des Tages klar zu Wort.

Ist quasi noch vor dem 34. Spieltag mit der dramatischen Meisterschaft von Bayern entlassen worden: Oliver Kahn.


Ist quasi noch vor dem 34. Spieltag mit der dramatischen Meisterschaft von Bayern entlassen worden: Oliver Kahn.

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„Oliver Kahn ist nicht mehr Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG.“ Mit diesem Einstiegssatz verkündete der FC Bayern München nur wenige Minuten nach der dramatisch errungenen elften Meisterschaft in Serie das bereits gegen Spielende vom kicker angekündigte Aus des Bosses sowie auch von Sportvorstand Hasan Salihamidzic.


Im Rahmen einer kurzfristig einberufenen, außerordentlichen Aufsichtsratssitzung wurden diese Schlagzeilen machenden Entscheidungen im Vorfeld dieses Saisonfinals beschlossen.


Garniert wurde die FCB-Meldung mit einer Danksagung von Präsident Herbert Hainer: „Die Entscheidung, sich von Oliver Kahn zu trennen, hat sich der Aufsichtsrat alles andere als leicht gemacht. Dennoch sind wir aufgrund der Gesamtentwicklung zu dem Entschluss gekommen, eine Neubesetzung an der Spitze des Vorstands vorzunehmen. Wir möchten Oliver Kahn für sein Engagement, seine Ideen und für alles danken, was wir gemeinsam erreicht haben. Er wird immer eine große Persönlichkeit des FC Bayern bleiben.“


Doch wie stand Kahn selbst zur Entscheidung gegen seine Person? Und vor allem: Warum war Kahn im Gegensatz zu Salihamidzic, der nach dem durch ein spätes Tor von Jamal Musiala und dem parallelen 2:2 der Dortmunder gegen Mainz errungenen Titel auf dem Feld feierte, erst gar nicht mit nach Köln gekommen?

Kahns Reise nach Köln von Bayern „untersagt“


Zunächst hatte es geheißen, dass der Vorstandsboss aufgrund einer Erkrankung nicht mit ins Rheinland gekommen war. Grippe, so die offiziellen Meldungen.


Rund um die gewonnene elfte Meisterschaft in Serie setzte Kahn allerdings auch noch einen Tweet ab. Einen Tweet, den der Vize-Weltmeister von 2002 sogar noch abänderte zwischenzeitlich.


Demzufolge war ihm vom FC Bayern „untersagt“ worden, beim letzten Saisonspiel in Köln dabei zu sein. „Ich bin unheimlich stolz auf euch und diese Leistung! Ich würde gerne mit euch mitfeiern“, twitterte der als Vorstandschef der Münchner geschasste Kahn zur Meisterschaft an das Team. „Aber leider kann ich heute nicht bei euch sein, weil es mir vom Klub untersagt wurde (ursprünglich hatte es nur ‚weil es mir untersagt wurde‘ geheißen; Anm. D. Rot.). Ich freue mich auf die nächste Saison. Da werden wir nicht nur zum 12. mal deutscher Meister werden! Lasst euch feiern!“

Kahn legt nach


Und auch später im Zuge der TV-Ausstrahlung der Sendung „Sky90“ kritisierte Kahn den Verein nochmals dafür, ihn von der Meisterfeier ausgeschlossen zu haben. „Das war der schlimmste Tag meines Lebens, es mir zu nehmen, mit den Jungs zu feiern.“


Der zwischen 1994 und 2008 in München als „Torwart-Titan“ auflaufende Kahn – unter anderem achtmaliger Meister und Champions-League-Sieger 2001 – war zum 1. Januar 2020 in den Vorstand der FC Bayern München AG berufen worden. Am 1. Juli 2021 übernahm der 53-Jährige schließlich das Amt des Vorstandsvorsitzenden. In seiner Zeit als Mitglied des Vorstands gewann der FC Bayern die Champions League, den europäischen Supercup, zweimal die Meisterschaft, den DFB-Pokal und den DFL-Supercup. Nachdem Kahn das Amt als Vorstandsvorsitzender von Karl-Heinz Rummenigge übernommen hatte, holte der Rekordmeister noch je zweimal Liga und DFL-Supercup.

Die Bayern-Saison als Film? „Langweilig war der nicht“


Neuer Bayern-Chef wird Jan-Christian Dreesen, der als DFL-Präsidiumsmitglied dem verletzten Kapitän Manuel Neuer um 17.41 Uhr die Kopie der Meisterschale übergab (das Original war in Dortmund untergebracht). Präsident Hainer will am Sonntag um 11.30 Uhr im Zuge einer angekündigten Pressekonferenz die Hintergründe der Aufsichtsratsentscheidung gegen Kahn und Salihamidzic erklären.


Der Mannschaft um Trainer Thomas Tuchel, der laut eigener Aussage vom Aus der beiden am Freitag Bescheid bekommen hatte, wurde das offizielle Ende von Kahn/Salihamidzic direkt nach der Meisterschaft in der Kabine verkündet. Genauer: Als Hainer in der Kabine die Trennung von Kahn und Salihamidzic mitgeteilt hatte, „waren wir im Siegestaumel und hatten alle vielleicht schon den ein oder anderen Schluck vom Zielwasser“, sagte Thomas Müller.


Der 33-Jährige bedauere das Aus der beiden Bosse, „aber der Verein hat eben das Gefühl gehabt, dass sie da was tun müssen“. Die Saison wollte Müller auch gar nicht schönreden. „Das war schon totales Chaos“, sagte er: „Wenn das ein Film gewesen wäre, würden ihn auf jeden Fall viele Leute anschauen und würden dann sagen: Also langweilig war der nicht.“

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