Nach nur wenigen Monaten setzte Hajduk Split Sportdirektor Nikola Kalinic vor die Tür. Der holte nun zum Rundumschlag aus und teilte verbal mächtig aus.
Ging mit seinem Ex-Klub hart ins Gericht: Nikola Kalinic.
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Neben Dinamo Zagreb ist Hajduk Split der wohl renommierteste Klub in Kroatien und hat mit Gennaro Gattuso einen äußert prominenten Trainer. Mit Kalinic hatte man sich Ende Mai dann auch noch einen weitere großen Namen ins Boot geholt, immerhin handelte es sich um einen ehemaligen Nationalspieler (42 Länderspiele für Kroatien) mit enormer internationaler Erfahrung (147 Serie-A-Spiele für Florenz, Milan, AS Rom und Hellas Verona, 44 Premier-League-Spiele für Blackburn Rovers und 17-La-Liga-Spiele für Atletico Madrid), der in Split seine Karriere begonnen und dann auch beendet hatte.
Das Engagement erwies sich nun offenbar als Missverständnis, offiziell hieß es, dass man die Trennung „als das in diesem Moment Beste für den Verein“ betrachten würde. Schaut man sich die Transferbilanz der Dalmatiner in diesem Sommer an, dann fällt auf, dass durchaus bekannte Namen wie Laszlo Kleinheisler, Ivan Perisic oder Josip Brekalo den Klub verlassen hatten – alle drei hatten auf Leihbasis in Split gespielt. Einnahmen wurden lediglich mit dem Verkauf von Emir Sahiti zum HSV gemacht – 1,5 Millionen soll der Deal den Kroaten eingebracht haben.
Mit Altstars zu altem Glanz?
Adäquater Ersatz wurde nicht wirklich geholt. Mit Ivan Rakitic (36) wurde immerhin einer der erfolgreichsten kroatischen Nationalspieler der Geschichte geholt, der in der zweitklassigen kroatischen Liga wohl seinen Fußballerherbst verbringen möchte und nun mithelfen soll, den Klub zu alter Größe zu führen – Hajduks letzte Meisterschaft liegt fast 20 Jahre zurück. Ob sich dieser Wunsch erfüllen wird, bleibt zumindest zu bezweifeln.
Der Klub befindet sich offenbar in einer finanziellen Schieflage, wohl auch deshalb wird versucht, einen Konsolidisierungskurs zu fahren. „Der Trainer spricht schon einen Monat nicht mit dem Präsidenten, weil er keine Verstärkungen bekommen hat“, erklärte nun Kalinic auf einer aufsehenerregenden Pressekonferenz. Präsident Ivan Bilic sehe er dabei gar nicht als Hauptschuldigen für die Misere in Split. Der sei „kein Mann des Fußballs“ und nur gekommen, „um die Kosten zu senken“.
Scharfe Kritik am Aufsichtsrat
Vergangene Zeiten: Nikola Kalinic, Gennaro Gattuso und Ivan Bilic (v.li.) bei der Präsentation von Gattuso als Splits Trainer.
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Kalinic ist vielmehr der Aufsichtsrat ein Dorn im Auge. „Die Leute, die Hajduk führen, haben keine Ahnung von Hajduk – ich denke da an den Aufsichtsrat. Weder lieben sie den Klub noch haben sie Ahnung vom Fußball“, schimpfe er und meinte, dass er bereits nach sieben Tagen im Amt gewusst habe, „dass es hier nicht in die richtige Richtung geht“.
An sich beklagt er sich über die Entscheidungsstrukturen im Klub und wurde dabei recht deutlich. „Die Prozesse dauern zu lange, zu viele Menschen entscheiden. Es gibt zu viele Parasiten im Klub und so wird es mit Hajduk nicht vorangehen“, sagte Kalinic und stellte fest, dass Hajduk ein Klub ist, „den 70 Prozent der Menschen in Kroatien anfeuern“, der aber „amateurhaft geführt wird“.
Das große Sorgenkind Geld
Gerade finanziell kann Split offenbar kaum noch nennenswerte Sprünge machen, auch deshalb ärgerte sich Kalinic, dass ein Angebot über sieben Millionen Euro für den US-Amerikaner Rokas Pukstas (20) aus Parma abgelehnt wurde. „Sie haben zehn Millionen erwartet, aber das war das einzige Angebot neben dem für Sahiti. Ich bin kein Magier, die Preise der Spieler sind gefallen“, führte der inzwischen geschasste Sportdirektor aus und verriet, dass an Neuzugänge nicht einmal zu denken war. „Was für Verstärkungen? Wir haben nicht einmal genügen Geld, um die Gehälter in den kommenden zwei Monate zu bezahlen“, sei ihm gesagt worden.
Kalinic zufolge lebt der Klub aktuell nur auf Pump. „Es wurde Kredite aufgenommen und das werden sie wieder machen.“ Auch deshalb sei von ihm verlangt worden, „Sponsoren für Spielertransfers“ zu finden. „Dabei ist das gar nicht mein Job gewesen, mein Job war, mit den Spielern zu sprechen und diese zu überzeugen, zu Hajduk zu kommen.“
Ziele wurden nicht erfüllt
Große Hoffnungen, dass sich bald etwas ändern könnte, hat Kalinic nicht. „Sie werden eine neuen Sportdirektor holen und dann wird alles gewohnt weitergehen.“ Am Abend äußerte sich derweil Präsident Bilic zu den Vorwürfen und erklärte, dass die Entscheidung, Kalinic zu entlassen, allein er getroffen habe und er dies getan habe, weil der Sportdirektor „Ziele nicht erfüllt habe“. Darüber hinaus meinte er, dass Kalinic mit seinen Äußerungen „Grenzen überschritten hat – menschliche und professionelle“.