Der Slogan stammt eigentlich vom Gegner Leipzig und dessen Konzern, am Sonntagabend aber traf er auf St. Pauli zu: Alexander Blessin hat seiner Mannschaft gegen RB wieder Flügel verliehen, beim 0:0 zwar nicht gewonnen, aber doch gewinnbringende Erkenntnisse mitgenommen. Und Signale ausgesendet.
Ein Teil der Aufstiegsflügelzange, die gegen Leipzig wieder ran durfte: Oladapo Afolayan.
BILD/Oliver Ruhnke
Jene Signale gehen nach außen und wirken nach innen. „Es fühlt sich wie eine Befreiung an“, sagt Kapitän Jackson Irvine und Philipp Treu findet: „Es war ein Wahnsinnsspiel, jetzt kann man sagen, dass wir in der Bundesliga angekommen sind.“
Die Ankunft im Oberhaus fand gegen den Champions-League-Teilnehmer am 4. Spieltag mit Verspätung statt, erfolgte aber mit einem dicken Ausrufezeichen. In zuvor vier Pflichtspielen hatte St. Paulis neuer Trainer jeweils auf seine Aufstiegsflügelzange Elias Saad und Oladapo Afolayan verzichtet.
Nachdem er zuletzt in Augsburg mit der Einwechslung des Duos und der Abkehr vom 3-5-2 ein deutlich anderes Spiel erzeugt hatte, beorderte der 51-Jährige gegen Leipzig beide in die Startelf – und wollte den grundlegend veränderten Auftritt seiner Mannschaft nicht ausschließlich an dieser Maßnahme festmachen. „Ich möchte dieses Thema jetzt nicht wieder öffnen. Wichtig und entscheidend war, dass wir gegen Leipzig super gegen den Ball gearbeitet haben und eine enorme Intensität hatten. Das ist die Basis, das war die Messlatte.“
Beide haben uns sehr gut getan, ich kämpfe da ja gar nicht gegen an.
Alexander Blessin über Saad und Afolayan
Dass Saad und Afolayan jedoch als herausragende Kräfte nicht nur gegen den Ball arbeiteten, sondern auch mit dem Ball den Unterschied ausmachten, verhehlt Blessin nicht. „Beide“, sagt er, „haben uns sehr gut getan, ich kämpfe da ja gar nicht gegen an.“ Und beide haben deutlich vernehmbar mit den Hufen gescharrt. Vor einer Woche hatte Saad öffentlich erklärt, dass er sich mehr Spielzeit erhoffe, Sonntag bekannte auch Afolayan: „Ich bin glücklich, dass ich wieder spielen kann.“ Blessin hat die Signale vernommen: „Dass die zwei sauer sind, ist okay, das können sie sein. Wichtig ist, dass sie verstehen, was wichtig ist für unser Spiel.“
Saad und Afolayan zeigten am Sonntag vor allem auch, wie wichtig sie für St. Paulis Spiel sind und lösten mehrfach stehende Ovationen am Millerntor aus. „Wir sind jetzt in der Bundesliga gelandet“, sagt Blessin, „aber es ist entscheidend, dass wir nicht davon abweichen.“ Eine gute Voraussetzung dafür ist, dass keiner den ersten Punktgewinn der Saison wie ein Sieg einordnet. „Eigentlich müssen wir uns fast ein wenig ärgern, weil mehr drin war“, analysiert Johannes Eggestein, und Nikola Vasilj, weit weniger geprüft als sein Gegenüber Peter Gulasci, verrät: „Es fühlt sich nicht wie ein Sieg an. Weil wir genügend Chancen dafür hatten.“