„Unser Fußball ist beschämt“: Real verurteilt Rassismus – Infantinos Abbruch-Statement – Fussball



Die verbalen Rassismus-Attacken von Valencia gegen Real-Star Vinicius Junior schlagen auch Stunden nach dem Spiel am Sonntagabend hohe Wellen. Madrid hat mit einem langen Statement auf die Vorfälle reagiert. Kritik an den Aussagen des Brasilianers selbst kommt indes von La-Liga-Chef Javier Tebas.

Ist abermals Opfer von rassistischen Beleidigungen geworden: Real-Star Vinicius Junior.


Ist abermals Opfer von rassistischen Beleidigungen geworden: Real-Star Vinicius Junior.

IMAGO/ZUMA-Draht


Real Madrid reagierte an diesem Montagabend mit einem ausufernden Statement auf den eigenen Kanälen. Das Schreiben thematisiert die Rassimus-Attacken gegen Vinicius Junior vom Sonntagabend, als die Königlichen in Valencia gastiert und es sich Erschreckendes ereignet hatte. Der brasilianische Angreifer war im Verlaufe der Partie gleich mehrmals unter anderem mit Affenlauten rassistisch beleidigt worden.


Daraufhin hatte der spanische Spitzenklub zunächst Anzeige erstattet – und das mit folgenden Sätzen begründet: „Real Madrid verurteilt die gestrigen Vorfälle, die sich gegen unseren Spieler Vinicius Junior gerichtet haben, aufs Schärfste. Die Vorfälle stellen einen Angriff auf das Zusammenleben in unserem sozialen und demokratischen Rechtsstaat dar.“

Infantino erläutet Spielabbruchverfahren


Mit dem langen Brief untermauern die Blancos das nun und schreiben Folgendes: „Hass und Rassismus müssen endgültig von unserer Gesellschaft getilgt werden, das haben auch Persönlichkeiten aus allen Bereichen und aus verschiedenen nationalen und internationalen Institutionen nach den gestrigen Ereignissen im Mestalla-Stadion zum Ausdruck gebracht.“


Zudem sei Real dem aktuellen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino „dankbar“. Dieser hatte gesagt, dass in Zukunft bei weiteren Vorfällen dieser Art Spiele gestoppt oder gar abgebrochen werden sollen.


„Volle Solidarität mit Vinicius“, so Infantino. „Es gibt keinen Platz für Rassismus im Fußball oder in der Gesellschaft – und die FIFA steht allen Spielern zur Seite, die sich in einer solchen Situation befinden.


Die Ereignisse während des Spiels zwischen Valencia und Real Madrid zeigen, dass dies der Fall sein muss. Aus diesem Grund gibt es bei FIFA-Wettbewerben den dreistufigen Prozess, der auf allen Ebenen des Fußballs empfohlen wird. Zuerst stoppt man das Spiel und kündigt es an. Zweitens verlassen die Spieler das Spielfeld und der Stadionsprecher verkündet, dass das Spiel unterbrochen wird, wenn die Angriffe andauern. Das Spiel beginnt von neuem, und drittens wird das Spiel abgebrochen, wenn die Angriffe weitergehen.“ Bislang hat es einen Abbruch allerdings noch nicht gegeben, obwohl Rassismus in Spanien (allein acht Fälle in dieser La-Liga-Saison), Italien und England immer wieder vorgekommen ist in jüngster Vergangenheit.

„Wiederholte Warnsignale“: Real prangert Missstände an


Zurück zu Reals Statement, das sich auch bei der weltweiten Unterstützerschaft bedankt. Unter anderem hatten sich Neymar, Kylian Mbappé, Toni Kroos, Rio Ferdinand und viele weitere mit Bekundungen zu Wort gemeldet.


„Die unglücklichen Ereignisse, die sich ereignet haben und von den internationalen Mainstream-Medien widergespiegelt und angeprangert werden, haben die Welt umrundet und unseren Fußball beschämt“, so die Madrider weiter. „Die Washington Post und L’Équipe, um nur einige symbolische Beispiele zu nennen, haben auf sehr eindringliche Weise das ernste Problem des spanischen Fußballs hervorgehoben.“


Klar angesprochen wird hierbei auch der spanische Fußballverband sowie das Schiedsrichtergespann, was laut Real nicht richtig gehandelt und sich hinter einer Fassade versteckt habe. Sie alle hätten „sich ihrer Verantwortung entzogen“ und am Ende noch den Spieler, das Opfer selbst mit der Roten Karte bedacht. „Das Opfer, das die Straftat erlebt, kann niemals für die Straftat verantwortlich gemacht werden.“


Abschließend: „Aus all diesen Gründen sind wir zutiefst besorgt darüber, dass der spanische Fußballverband in dieser Zeit trotz der klaren und wiederholten Warnsignale, die wir durch unseren Verein angeprangert haben, keine Maßnahmen ergriffen hat.“ Der Klub hoffe, dass nun Bewegung in die Sache kommt – und dass „die Übel Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass“ vehement bekämpft werden.“

Angriff, Konter, Angriff, Konter: Vinicius vs. Tebas

Javier Tebas


Packte einen Konter gegen Vinicus Junior aus: La-Liga-Chef Javier Tebas.
imago images/ZUMA Wire


Gut möglich aber, dass diese Prozesse weiter auf sich warten lassen. In diesen Stunden nämlich findet zwischen Vinicius Junior, Real und dem spanischen Oberhaus eine Art Kleinkrieg statt. Thema: die verbalen Attacken des Spielers gegen den Verband, dem er vorgeworfen hatte, Rassismus als „normal“ zu betrachten: „Es war weder das erste noch das zweite noch das dritte Mal. Rassismus ist in La Liga normal, selbst für die Verantwortlichen.“


La-Liga-Chef Javier Tebas hatte daraufhin dem Brasilianer vorgeworfen, sich nicht genug zu informieren. Darauf reagierte Vinicius am Montag mit einer erneuten Attacke auf Tebas. „Anstatt Rassisten zu kritisieren, erscheint der Liga-Präsident wieder einmal in den Sozialen Medien, um mich anzugreifen“, schrieb der 22-Jährige auf Twitter. Tebas stelle sich „mit den Rassisten auf eine Stufe“. „Ich will Taten und Strafen“, forderte er.


Die erneute Antwort von Tebas ließ nicht lange auf sich warten. Weder Spanien noch La Liga seien rassistisch, betonte er. Rassismus-Vorfälle würden „mit aller Härte verfolgt“. Diese Saison habe man neun rassistische Vorfälle bei der Justiz angezeigt, acht davon gegen Vinicius.

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