Olympia 2024 | Basketball: Serbiens gespaltenes Verhältnis zu Jokic – NBA – Basketball



Nikola Jokic gilt derzeit als bester Basketballer der Welt, das weiß man auch in Serbien – und dennoch ist der Center in seiner Heimat alles andere als unumstritten. Die Herzen der Fans muss er erst noch erobern.


Hoffnungsträger: Nikola Jokic.

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Sechsmal NBA-All Star, dreimal NBA-MVP, einmal Finals MVP und natürlich Meister mit den Denver Nuggets 2023: Nikola Jokic hat bereits jetzt enorme Erfolge gefeiert und befindet sich längst in der Diskussion, ob er der beste europäische Basketballer aller Zeiten ist oder nicht – doch ausgerechnet in Serbien steht es bislang nicht gut um sein Vermächtnis.


Basketball genießt in Serbien enormen Stellenwert, ist mindestens genauso beliebt wie König Fußball. Das ist auch den großen Erfolgen aus der Vergangenheit geschuldet. Gerade in den 1990er Jahren waren es Spieler wie Aleksandar Djordjevic, Dejan Bodiroga, Predrag Danilovic, Vlade Divac oder auch Predrag Stojakovic, die das Land in ungeahnte Höhe führten. Damals noch im Staatenbund mit Montenegro gewann man drei EM-Titel (1995, 1997 und 2001) sowie zwei Weltmeisterschaften (1998, 2002).




Wenig überraschend werden die Spieler von einst geliebt und genießen bis heute absoluten Ikonenstatus in dem kleinen südosteuropäischen Land. Ein Status, den sich Jokic wiederum erst noch verdienen muss. Ungeachtet seiner Leistungen und Erfolge in der NBA ist es nämlich so, dass der 29-Jährige mit der Nationalmannschaft so gut wie keinen Erfolg hatte. Lediglich bei den Olympischen Spielen in Rio gewann er mit den Adlern Silber – als erst 21-Jähriger Bankspieler, der jedoch damals schon zeigte, was für ein Potenzial in ihm steckt.

Jokic hat noch nicht den Stellenwert


Inzwischen ist Jokic zum Superstar gereift – und natürlich auch zum großen Hoffnungsträger, wobei er bei den Fans nicht zwingend die erste Geige spielt. So dürfte Kapitän Bogdan Bogdanovic (Atlanta Hawks) mit großer Wahrscheinlichkeit einen Beliebtheitswettbewerb gegen Jokic locker gewinnen. Keine Frage: Bogdanovic ist zweifellos ebenfalls ein sehr talentierter Spieler, aber die Klasse eines Jokic hat der 31-jährige Guard gewiss nicht. Und dennoch: „Bogi“ Bogdanovic erfährt immer wieder viel Liebe, während Jokic zwar sehr geschätzt wird, aber dennoch ist er alles andere als unumstritten. Warum?


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Jokic ist nicht wegen seiner fehlenden Erfolge mit der Nationalmannschaft umstritten, zahlreiche Fans nahmen es ihm vielmehr übel, dass er immer wieder Turniere sausen ließ, „um sich von einer anstrengenden Saison zu erholen“. So verzichtete der Center auf die EM 2017, die Olympischen Spiele in Tokyo 2021, für die man sich schlussendlich (und sehr schmerzhaft) vor heimischem Publikum in Belgrad nicht qualifizierte, und zuletzt auch auf die WM 2023 in Südostasien. Kurios: Die Serben gewannen sowohl bei der EM 2017 als auch bei der WM 2023 die Silbermedaille, auch weil Bogdanovic jeweils brillierte.



Jokics große Leidenschaft: Pferderennen.
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Immer wieder sorgte der Joker für Frust


Der Frust über die Absagen des „Jokers“ saß und sitzt noch immer tief, wenig überraschend war so manch einer in Serbien zuletzt dann auch froh über das kuriose Playoff-Aus gegen die Minnesota Timberwolves der Denver Nuggets, die in Serbien seit Jokics Stern in Colorado aufgegangen ist große Beliebtheit genießen. Da war dann schon auch zu lesen. „Gut, dass er raus ist, dann kann er nach Hause, sich erholen, bisschen mit seinen geliebten Pferden sein und sich dann spielt er vielleicht doch bei den Olympischen Spielen.“


Und so kam es dann auch. Jokic ist dabei. Doch wie lief es für die Serben mit ihm überhaupt? Bei der WM 2019 scheiterte man im Viertelfinale am späteren Finalisten Argentinien (87:97) und bei der EM 2022 kam das Sensations-Aus bereits im Achtelfinale (86:94 gegen Italien). Bei diesen Ergebnissen drängen sich Fragen auf: „Waren die Misserfolge mit Jokic nur Zufall oder sind sie eine Tendenz? Kann Serbien um Jokic herum überhaupt ein erfolgreiches Team bilden? Ist er der go to guy?“


Realistisch betrachtet müssten die Antworten darauf „Zufall“ und zweimal „Ja“ lauten, zumal Basketball ein Mannschaftssport ist und ein Spieler alleine meist nur wenig ausrichten kann. Unter dem Strich ändert das aber nichts daran, dass man in Serbien nach einem Erfolg dürstet. Mit seinen 29 Jahren hat Jokic zwar noch ein paar gute Jahre vor sich, dennoch sind die Ansprüche gewachsen, er solle allmählich auch mal liefern. Denn eins dürfte auch klar sein: Wie Jokics Karriere retrospektiv bewertet werden wird, hängt auch von der Antwort auf besagte Fragen ab – vor allem in Serbien.

© – by kicker.de

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