Albrecht neuer Vorsitzender der TSG Hoffenheim – Fussball



Bei der mit Spannung erwarteten Kampfabstimmung bei der TSG Hoffenheim um den Vorsitz des e.V. bleibt eine Überraschung aus.


Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht hat die meisten Stimmen bekommen.

picture-alliance/dpa


Die mit Spannung erwartete Wahl des neuen Vorsitzenden der TSG 1899 Hoffenheim e.V. mündete am Montagabend in der voraussehbaren Kampfabstimmung, endete letztlich aber doch unspektakulär. Der frühzeitig in Stellung gebrachte Jörg Albrecht (55), scheidender Oberbürgermeister Sinsheims, versammelte in geheimer Abstimmung die Stimmenmehrzeit der 478 stimmberechtigten Mitglieder (273 zu 123) unter den rund 1100 Anwesenden auf sich und wurde somit zum Vorsitzenden gewählt.

Kandidat der Fanszene präsentiert sich erst am Wahlabend


Bei dem Kandidaten der Fanszene, der bis zum Wahlabend seine Anonymität gewahrt und sich erst kurz vor der Abstimmung auf der Mitgliederversammlung in der Sinsheimer Stadthatte präsentiert hatte, handelt es sich um Marvin Rotermundt (29), einen gelernten Mechatroniker aus Dinkelsbühl, der sich nicht den Ultras zuordnet, sondern sich als leidenschaftlicher Fan vorstellte, mit dem Ziel die Säulen Verein, Mannschaft und Fans wieder zu einen. Und um den von Teilen der Fans als „Marionette“ des Klub-Patrons Dietmar Hopp eingestuften Albrecht einen Option entgegenzusetzen. „Ich weiß nicht, ob ich der richtige Mann für diesen Job bin, wahrscheinlich nicht, aber ich weiß, wer nicht der richtige Mann ist, nämlich mein Gegenkandidat“, schloss Rotermundt.


Die Bedeutung dieser Wahl war mit der Bedeutung des Amtes zuletzt rasant gestiegen. Denn nachdem Mäzen Dietmar Hopp seinen Ausnahmestatus aufgegeben und seine Stimmrechtemehrheit an den e.V. zurückgegeben hatte, ist der Stammverein formal der einflussreichste Gesellschafter der Spielbetriebs GmbH mit Blick auf strategische oder auch personelle Entscheidungen. Diesen Einfluss sahen die Fans eingeschränkt, nachdem der zuvor erst im Amt bestätigte Kristian Baumgärtner wenige Wochen später sein Amt wieder zu Verfügung gestellt hatte, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Als wahrer Hintergrund wurde gemutmaßt, Baumgärtner habe sich auf die Seite der sportliche Leitung geschlagen und ebenso gegen die von Hopp gewünschte Entlassung des vormaligen Akademieleiters Jens Rasiejewski gewirkt. Der musste dennoch gehen.

Misstrauensantrag gegen Engelhardt abgelehnt


Kurze Zeit nach Baumgärtners Rückzug wurde dann auch die sportliche Leitung um Sportgeschäftsführer Alexander Rosen geschasst, seither gingen Teile der Fanszene auf die Barrikaden, belegten die Mannschaft mit Stimmungsboykott und drückten ihren Unmut mit Bannern gegen die Klubführung aus. Der Konflikt gipfelte nun in der montäglichen Kampfabstimmung.




Zuvor hatte die Fanszene einen Misstrauensantrag gegen die Zweite Vorsitzende Simone Engelhardt gestellt. Die langjährige SAP-Mitarbeiterin stehe in einem Arbeits- und Freundschaftsverhältnis zu Dietmar Hopp, eine unabhängige und objektive Amtsführung sei so nicht gewährleistet. Frau Engelhardt fehle die nötige Distanz, dadurch sei die Eigenständigkeit des Vereins auf Basis der 50+1-Regel gefährdet. Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt.

Schleichender Prozess seit Nagelsmann


Engelhardt hatte zuvor erläutert, wie und weshalb es zur Abberufung Rosens gekommen war und skizzierte einen schleichenden Prozess seit der Zeit unter Chefcoach Julian Nagelsmann. Seither habe die Spielweise gelitten, die Zuschauerzahlen seien zurückgegangen und trotz der Qualifikation zur Europa League, sei die vergangene Saison „zwar mit Platz 7, aber mit 66 Treffern und 66 Gegentoren nicht besonders rühmlich, der Saisonverlauf war eher zum Haareraufen“, erklärte Engelhardt, „das Vertrauen in die sportliche Leitung schwand, es gab zu wenig Konstanz und zu wenig attraktiven Fußball“.


Zudem habe es bezüglich der künftigen Ausrichtung „konträre Vorstellungen und lange Zeit keine Neuzugänge gegeben, auch keinen Plan B für den vorhersehbaren Abgang von Maximilian Beier oder Verstärkungen für kritische Positionen“. Das steht freilich im Gegensatz zu anderslautenden Darstellungen seitens des Klubs, die Vorschläge Rosens hätten keinen Anklang gefunden. Auch Einwände, Rosens Budget sei gegenüber den zuletzt getätigten Rekordinvestitionen von rund 60 Millionen Euro deutlich eingeschränkt gewesen, entgegnete Engelhardt: „Auch Alexander Rosen hatte auch die Beier-Erlöse zur Verfügung und Zugriff auf Rücklagen“.


Unter dem Strich scheiterte das Ansinnen der Fanszene, einen eigenen Kandidaten durchzudrücken, an der demokratischen Hürde. Ob in der Folge die Proteste nun abebben, das wird sich wohl erst im nächsten Heimspiel nach der Bundesligapause zeigen, wenn die TSG am 14. September den Deutschen Meister Bayer Leverkusen empfängt.

© – by Artikelquelle

Dieser Beitrag wurde unter News veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert