Blick über den Tellerrand: Die bemerkenswerte Basketball-Entwicklung des Südsudan – NBA – Basketball



Dirk Bauermann (65) analysiert für den kicker die deutschen WM-Spiele – und wirft heute einen Blick über den Tellerrand. Der ehemalige Nationaltrainer von Tunesien ist von der Mannschaft des Südsudan beeindruckt.

Emotionen und Energie: die Mannschaft des Südsudans.


Emotionen und Energie: die Mannschaft des Südsudans.

picture alliance / Xinhua News Agency


Auf den Südsudan und dessen Nationalmannschaft habe ich einen besonderen Blick, weil sie mir von meiner Zeit auf dem afrikanischen Kontinent noch gut in Erinnerung ist. Als wir mit Tunesien 2021 die Afrikameisterschaft gewonnen haben, trafen wir auch auf den Südsudan. Das ist eine ganz besondere Geschichte, denn das Land steckt in großen politischen, infrastrukturellen und ökonomischen Problemen. Es ist eines der ärmsten Länder auf dem Kontinent.


Trotzdem hat das Land so eine großartige, junge Nationalmannschaft aufgebaut, die sich über mehrere Jahre entwickelt hat. 2021 spielte sie bei der Afrikameisterschaft keine große Rolle, weil sie noch viel Lehrgeld bezahlen musste. Dann hat der Südsudan aber eine erfolgreiche WM-Qualifikation gespielt. Verbunden ist diese Entwicklung mit einem Namen: Luol Deng. Der ehemalige NBA-Spieler gibt seinem Land viel zurück, indem er sich ganz stark um den Basketball bemüht. Er veranstaltet Camps, investiert in die Infrastruktur und ist auch als Präsident des Verbands sehr präsent. Bei den WM-Spielen sitzt er zum Beispiel auf der Bank.


Man muss wissen, dass keiner der aktuellen Nationalspieler im Südsudan spielt, Deng hat ihnen den Weg ins Ausland geebnet. Sie spielen entweder in Australien oder in den USA auf Highschools oder Colleges. Mit Samuel Sooleyman gibt es ein großes Talent. Der 17-Jährige gilt als potenzieller NBA-Draftpick.

Große Leidenschaft, viele Emotionen


Was mich so beeindruckt, ist die große Leidenschaft der Spieler, die ganz viel investieren. Sie haben mittlerweile auch gelernt, einen guten Teambasketball zu spielen. Ich finde interessant, dass man gerade auch im Spiel gegen Puerto Rico gesehen hat, dass sie noch jung im Herz sind, sehr schnell enttäuscht und traurig sind. Da geht es von himmelhochjauchzend zu zu Tode betrübt in wenigen Minuten. Sie haben noch nicht diese emotionale Resilienz, die man auf diesem Niveau braucht. Aber das wird ganz sicher der nächste Schritt sein.


Es ist einfach eine tolle Geschichte eines kleinen afrikanisches Landes mit großen Problemen, das sich momentan toll präsentieren kann. Es hat sein zweites Spiel gegen China überragend mit 20 Punkten Unterschied gewonnen. Solche Dinge machen mir großen Spaß – manchmal sogar mehr als vieles andere bei einer WM.


Dirk Bauermann (65) hat mit der deutschen Nationalmannschaft um Dirk Nowitzki 2005 EM-Silber gewonnen und die DBB-Auswahl insgesamt gut acht Jahre gecoacht (WM 1994, 2003 bis 2011). Mit Leverkusen und Bamberg gewann Bauermann als Trainer unter anderem neun Deutsche Meistertitel. Mit Tunesien gewann er 2021 die Afrikameisterschaft. Inzwischen ist er wieder für den Deutschen Basketball-Bund als Koordinator im Nachwuchsbereich tätig.

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