Chatzialexiou legt den Finger in die Wunde: „Dann musst du anders auftreten“ – Fussball



Die Aufarbeitung hat schon begonnen nach dem Vorrundenaus der deutschen U-21-Nationalmannschaften bei der EM. Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter, wurde nach dem 0:2 gegen England deutlich.

Sahen von der Tribüne das EM-Aus der deutschen U 21: Rudi Völler und Joti Chatzialexiou.


Sahen von der Tribüne das EM-Aus der deutschen U 21: Rudi Völler und Joti Chatzialexiou.

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Von der U-21-Europameisterschaft aus Batumi (Georgien) berichten Thomas Hiete und Tim Lüddecke


Die Ernüchterung ist groß im deutschen Lager nach dem Vorrundenaus bei der EM. Geknickte Spieler, ein schwer enttäuschter Trainer, und auch die DFB-Führung kann den Frust nur schwer verbergen. Sowohl was das Ergebnis als auch den Auftritt der U 21 betrifft. „Heute“, sagt Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter der Nationalmannschaften, „waren wir in allen Belangen unterlegen gegenüber den Engländern. Am Ende war es ein Katz-und-Maus-Spiel.“ Der 47-Jährige vermisste vor allem nach der Pause das mutige Spiel nach vorne, um doch noch irgendwie das unmöglich Erscheinende möglich zu machen. „Wir haben uns ein bisschen ergeben.“ Die Folge: Nur ein Punkt und Platz 4 in der Gruppe C. „Am Ende“, so Chatzialexiou, „hochverdient.“


Wir haben im Turnier nur zwei ordentliche Halbzeiten gespielt, das ist zu wenig.



Der Sportlicher Leiter versucht gar nicht erst, irgendetwas aus dieser kurzen Zeit in Georgien schönzureden. Er legt den Finger tief in die deutsche Wunde. „Wir haben im Turnier nur zwei ordentliche Halbzeiten gespielt, das ist zu wenig.“ Und angesichts der fehlenden Wehrhaftigkeit eine Charakterfrage? „Wenn du Europameister werden willst, dich für die olympischen Spiele qualifizieren willst und einen gewissen Anspruch als Fußballnation hast, dann musst du anders auftreten, die Spiele bestimmen und mit einem gewissen Punch die Spiele gewinnen wollen. Das haben wir vermissen lassen.“ Chatzialexious Überzeugung: „Wir haben das Spiel nicht heute aus der Hand gegeben, sondern in den ersten beiden Spielen.“ Gegen Israel (1:1) vergab die Mannschaft von Antonio Di Salvo, lange in Überzahl spielend, zwei Strafstöße, gegen Tschechien (1:2) betrieb die DFB-Elf Chancenwucher und kassierte kurz vor Schluss das entscheidende Gegentor.


Nach drei starken Turnieren und zwei Titelgewinnen (2017, 2021) ist die U 21 schwer abgestürzt in diesem Jahr, Trainer Di Salvo konnte die vielen Ausfälle nicht kompensieren. Dem 44-Jährigen, der schon im Vorfeld der EM einen neuen Vertrag bis 2025 unterschrieb, will Chatzialexiou keine Vorwürfe machen. „Eine Trainerdiskussion wird’s nicht geben. Wir haben Toni schon vor dem Turnier das Vertrauen ausgesprochen, wir sehen, wie er arbeitet.“ Gleichwohl gab nicht nur das England-Spiel reichlich Anlass zur tiefergehenden Analyse. „Natürlich werden wir Themen hinterfragen“, so Chatzialexiou, der aber daran erinnert, dass Di Salvo als Nachfolger von Stefan Kuntz „ein schweres Erbe“ angetreten sei, aber selbst auch als dessen damaliger Co-Trainer „Teil des Erfolges“ war, „ein ganz entscheidender Mann“.

„Es braucht Zeit, um das zu verkraften“


Was muss nun passieren? Längst hat der DFB erkannt, in der Nachwuchsausbildung in den vergangenen Jahren Fehler gemacht zu haben. Sowohl im Verband als auch bei den Vereinen. Themen wie Spieltempo, Eins-gegen-eins-Situationen wurden vernachlässigt, „da sind uns andere Nationen voraus“. Bei den Kleinsten wurde längst angesetzt, sie müssen „viel mehr Spiel- und Toraktionen“ haben. „Da“, betont Chatzialexiou, „liegt viel Arbeit vor uns, im Verband und in den Vereinen. Um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verpassen.“ Bei der Europameisterschaft spielt das DFB-Team jetzt schon keine Rolle mehr, das Viertelfinale, was am Mittwoch noch möglich gewesen wäre, heißt nun Georgien gegen Israel. „Es braucht Zeit“, sagt der Sportliche Leiter, „um das zu verkraften.“

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