Die Wundertüte: Überrascht OKC auch in den NBA-Playoffs? – NBA – Basketball



Vor der Saison hatten die wenigsten die junge Mannschaft der Oklahoma City Thunder als Titelkandidat auf der Rechnung. Nun starten Shai Gilgeous-Alexander und Co. sogar vom Top Seed aus in die Playoffs. In Sachen Titel hat OKC eher Außenseiterchancen, ihnen sollte aber die Zukunft gehören – oder etwa doch nicht?

Neue Big Three in Oklahoma City: Wie weit schaffen es Jalen Williams (li.), Shai Gilgeous-Alexander (hinten) und Chet Holmgren (vorne) in den Playoffs?


Neue Big Three in Oklahoma City: Wie weit schaffen es Jalen Williams (li.), Shai Gilgeous-Alexander (hinten) und Chet Holmgren (vorne) in den Playoffs?

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Ohne Frage bescheinigten Beobachter der NBA den Oklahoma City Thunder vor dieser NBA-Saison reichlich Potenzial – wohl aber eher in der Zukunft. Der jungen Mannschaft um Superstar Shai Gilgeous-Alexander traute man den ersten Einzug in die Playoffs seit 2020 zwar gewiss zu, dass man bei den Thunder nach 82 gespielten Spielen in der Regular Season aber vom Top Seed im Westen spricht, dürfte auch die Experten verwundern. So startet die Mannschaft von Coach Mark Daigneault als Erster der Western Conference in die Playoffs – und gilt damit automatisch als einer der Contender auf den Titel.


Gilgeous-Alexander, der mit 30,1 Punkten die drittmeisten aller Spieler in der Regular Season auflegte, führt die Truppe an. Kein Spieler in der NBA ist gefährlicher beim Zug in die Zone, niemand generiert mehr Punkte aus Drives als der 25-Jährige. Mit zwei Steals pro Partie ist „SGA“ zudem der zweitbeste Balldieb der Liga – nimmt also auf beiden Seiten des Feldes Einfluss, und gilt zumindest als Kandidat auf den MVP-Titel. Wie auch seinem Team hatten dem Guard vor der Saison nur wenige einen derart kometenhaften Aufstieg zugetraut. Die Verantwortung schultert er dabei aber nicht alleine.

Haben die Thunder eine neue „Big Three“ beisammen?


Ein anderer wichtiger Akteur spielt gerade seine erste NBA-Saison, und wie: Chet Holmgren erzielt von allen Rookies die drittmeisten Zähler pro Spiel (16,3) und steht rund 29 Minuten auf dem Parkett. In beiden Kategorien wird er nur von San Antonios Wunderkind Victor Wembanyama und Hornets-Forward Brandon Miller übertroffen. Nicht zu vergessen: Holmgren wurde bereits 2022 an zweiter Stelle gedrafted, musste aber eine ganze Saison verletzt aussetzen.


Der 2,16-Meter große Big Man bewegt sich offensiv teilweise im Stile eines Aufbau- oder Flügelspielers und trifft zudem 37 Prozent seiner Dreier. Durch seine Armspannweite von 2,30-Metern kann er aber auch defensiv Einfluss auf das Spiel nehmen: 2,3 Blocks dokumentieren das, damit liegt er in den Top-5 der NBA. Macht der 21-Jährige so weiter und bleibt von Verletzungen verschont, haben die Thunder mit ihm den nächsten kommenden Superstar bereits in ihren Reihen.


Die zweitwichtigste Option im Angriff ist derzeit aber Jalen Williams: Auch der vielseitige Forward ist erst 22 Jahre alt, steuert offensiv 19,1 Punkte pro Partie bei und trifft knapp 43 Prozent von außen. In der Defensive gilt „J-Dub“ zudem als harter Verteidiger. In den Playoffs sollte es besonders dann auf ihn ankommen, wenn Superstar Gilgeous-Alexander gedoppelt wird. Dann wird sich auch zeigen, wie stark die Abhängigkeit von „SGA“ ist. Ganz generell: Hat OKC mit ihm, Holmgren und Williams damit eine neue „Big Three“ für die Zukunft? Bei geneigten Beobachtern der Liga sollten da Erinnerungen wach werden an die Mannschaft um die drei späteren Liga-MVPs Kevin Durant, Russell Westbrook und James Harden.

In den Playoffs scheint alles möglich


Die stürmten 2012 bis in die NBA-Finals, wo es gegen das damalige Team der Miami Heat um Superstar LeBron James und Dwyane Wade ein 1:4 setzte. Zum damaligen Zeitpunkt war keiner der Superstars älter als 23. Aber: Danach erreichten die Thunder nie mehr die Finals, alle drei Spieler verließen Oklahoma City mit der Zeit. Auch wenn das Ende der aktuellen Generation noch nicht absehbar ist, zeigen sich erstaunlich viele Parallelen zur aktuellen Mannschaft, in der die weiteren Leistungsträger um Josh Giddey (21 Jahre alt) und Luguentz Dort (24 Jahre alt) ebenfalls noch jung sind, wobei ersterer in dieser Saison eher einen Schritt zurück machte.




Auch Coach Mark Daigneault gehört mit 39 Jahren zu den jüngsten Trainern der Liga. Er hat es geschafft, seine Mannschaft an beiden Enden des Feldes auf Top-Niveau zu hieven. Die Thunder spielen ein langsames Tempo, was für eine junge Truppe durchaus überraschend ist. Die Halbfeld-Offensive gehört aber zu den Besten in der Liga. Und Daigenault? Der gehört deswegen zu den heißesten Anwärtern auf den Titel „Coach of the Year“. Dennoch stellt sich die Frage: Reicht das schon in diesem Jahr in den Playoffs für den ganz großen Wurf? Immerhin stehen die meisten Akteure vor ihrer ersten Teilnahme an der Postseason.


Zumindest dem letztjährigen Champion aus Denver um Superstar Nikola Jokic könnten die Thunder in der Endrunde bis zu den Conference Finals aus dem Weg gehen. In einem etwaigen siebten Spiel hätten sie Heimrecht. Fakt ist: Die Mannschaft ist aufgrund ihrer Unerfahrenheit eine Wundertüte. Von einem Run in die Finals bis zu einem frühen Ausscheiden gegen erfahrene Teams scheint alles drin zu sein. Und auch wenn OKC scheinbar die Zukunft gehört, sollte man sich im mittleren Westen darauf besser nicht verlassen: Das eigene Finals-Team aus 2012 dient dabei als warnendes Beispiel.

© – by kicker.de

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