Hohe Verbindlichkeiten: Wie das System Red Bull funktioniert – Fussball



4,7 Millionen Euro Jahresüberschuss, 346,5 Millionen Euro Umsatz und damit ein Wachstum von fast 10 Millionen Euro – RB Leipzig weist auch für 2021/22 hervorragende Zahlen aus. Die Verbindlichkeiten gegenüber Geldgeber Red Bull allerdings stiegen heftig.

RB Leipzig hat seine Zahlen für 2021/22 vorgestellt.


RB Leipzig hat seine Zahlen für 2021/22 vorgestellt.

IMAGO/Michael Weber


Konkret wuchsen sie nämlich um 41,7 Millionen Euro von 59,5 Mio. (Stichtag 30. Juni 2021) auf 101,2 Mio. Euro (Stichtag 30. Juni 2022) an. Das geht aus dem kürzlich veröffentlichten Jahresabschluss der RasenBallsport Leipzig GmbH für die Saison 2021/22 hervor. Daraus den Schluss zu ziehen, das System Leipzig funktioniere „auf Pump“ des Hauptanteilseigners, der Red Bull GmbH, wäre jedoch falsch. Das Ganze ist ein wenig komplexer.

Die „Bank“ Red Bull


Vereinfacht gesagt stellt der Red-Bull-Konzern für die RB-Kicker nichts anderes als eine Bank dar. Denn gegenüber Kreditinstituten weisen die Sachsen keinerlei Verbindlichkeiten aus. Anders als beispielsweise Wettbewerber wie Eintracht Frankfurt (52,3 Mio. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten/Stichtag 31.12.2021), der 1. FC Köln (26,7 Mio./30.6.2021), Borussia Mönchengladbach (80,4 Mio./31.12.20121) oder der VfB Stuttgart (41,6 Mio./31.12.2021).


Im RB-Jahresbericht heißt es zu den Verbindlichkeiten: „Die Investitionen in das Spielervermögen werden mittels Darlehen finanziert. Somit entwickelt sich der Bestand der Darlehensverbindlichkeiten korrespondierend zum Stand des Spielervermögens im Anlagevermögen. Durch eine ausgewogene Fälligkeitsstruktur der Forderungen und Verbindlichkeiten ist ein permanenter Liquiditätsfluss gewährleistet und kurz- und mittelfristige Liquiditätsengpässe nicht wahrscheinlich. Die Gesellschaft verwendet regelmäßig die frei verfügbaren Mittel zur Sondertilgung.“

Das Werner-Beispiel


Das verschafft dem Management, damals noch unter der Geschäftsführung des heutigen Aufsichtsratsmitglieds Oliver Mintzlaff, natürlich gewisse Freiheiten, wenn es um Vertragsverlängerungen oder Angebote für begehrte Profis geht. Ein Beispiel: Im April 2019 wandelte die Red Bull GmbH ein 100-Millionen-Euro-Darlehen in Eigenkapital für RB Leipzig um. Damals pokerte RB mit Timo Werner um eine Verlängerung des 2020 auslaufenden Vertrags, um den Angreifer nicht ein gutes Jahr später ablösefrei zu verlieren. Bis zum Sommer 2019 gab es zunächst keine Einigung.


RB konnte es sich erlauben, ins Risiko der Ablösefreiheit zu gehen, um am 25. August 2019, also sehr spät im Transferfenster, mit Werner zu verlängern, der ein Jahr später für kolportierte 53 Millionen Euro zum FC Chelsea wechselte. Im Prinzip eine Win-Win-Situation: RB generierte später eine hohe Ablöse und zum Schaden Werners wird die damalige Vertragsverlängerung kaum gewesen sein.


Denn im Endeffekt ist es ja so: Gibt eine Bank Geld, tut sie das in der Hoffnung, einen Gewinn zu erzielen unter dem Zugeständnis von bestimmten Sicherheiten wie Grundstücken oder Immobilien. Gibt ein verbundenes Unternehmen Geld, in dem Fall der Mutterkonzern Red Bull, hat er ein handfestes Interesse am wirtschaftlichen Erfolg der Tochter und würde mutmaßlich im Fall der Fälle eher nachschießen als eine Bank.

Stabiles Zinsniveau bei Red Bull?


Spannend liest sich vor diesem Hintergrund der Blick auf den Posten „Zinsen und ähnliche Aufwendungen“ im 2021/22-er RB-Jahresabschluss. Diese lagen bei knapp 1,7 Millionen Euro. Nimmt man den Mittelwert der Verbindlichkeiten zum Anfang (knapp 60 Mio.) und zum Ende (rund 100 Mio.) des Geschäftsjahres bei Red Bull, also 80 Mio. Euro, käme man auf einen Zins von gerade einmal rund 2 Prozent.


Hält der Brausehersteller diesen Wert auch für die Gegenwart und die nahe Zukunft, in der sich die Zinsen bei Banken auf einem wesentlich höheren bewegen werden, hätte der amtierende DFB-Pokalsieger einen weiteren, erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, die derart hohe Einmal-Investitionen wie Transfers aus Bankfinanzierungen bestreiten muss.

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