HSV-Coach Walter greift in die Psychokiste – Fussball



Der Tag nach dem Nichtaufstiegs-Drama von Sandhausen stand im Zeichen der Regeneration, seit Dienstag läuft die Vorbereitung auf das Relegations-Hinspiel in Stuttgart auf Hochtouren. Und Tim Walter will nicht nur die trüben Gedanken vertreiben, der HSV-Trainer ist sicher, dass ihm dies bereits gelungen ist.

HSV-Coach Tim Walter lobt den Charakter seines Teams.


HSV-Coach Tim Walter lobt den Charakter seines Teams.

IMAGO/Hano Bode


„Es geht gar nicht mehr um die Frage, wie wir das hinbekommen“, sagt der 47-jährige Badener, „denn wir haben es bereits hinbekommen.“ Nach einem Sonntag, der in der prallen Vereinschronik des Europapokalsiegers von 1983 einen festen Platz unter der Rubrik „Momente der Tragik“ haben wird, erklärt Walter, wie er seinen Kader wieder auf die Relegation eingeschworen hat. „Wir haben uns hier am Montagmorgen wieder eingefunden, unser gemeinsames Erlebnis vom Wochenende hatte alles von ganz oben bis nach ganz unten, aber wir wissen auch, das es Schlimmeres gibt im Leben. Wir haben vorher gesagt, es heißt Zweiter oder weiter, wir wussten, dass diese Konstellation eintreten kann. Jetzt werden wir weiter Gas geben.“ Und obwohl das Ganze aus der Rolle des Außenseiters heraus stattfindet, versucht der Coach einen wesentlichen Unterschied zum Sonntag herauszustreichen: „Jetzt haben wir es wieder in der eigenen Hand.“

„Ich kann ja nicht negativ denken und positiv handeln“


Am letzten Zweitliga-Spieltag war der HSV aufgrund des Rückstandes auf einen Heidenheimer Patzer angewiesen. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, es hat trotzdem nicht gereicht“, sagt Walter, „aber jetzt liegt es wieder an uns.“ Gegen einen Kontrahenten, der jedoch mit dem Rückenwind von nur einer Niederlage aus acht Partien seit dem Trainerwechsel von Bruno Labbadia zu Sebastian Hoeneß kommt. Dem entgegnet Walter: „Wir haben 66 Punkte geholt, 70 Tore geschossen, 20 Spiele gewonnen. Wir wissen, was wir geleistet haben. Stuttgart hingegen ist 16. geworden, hatte am letzten Spieltag die Chance, sich aus eigener Kraft zu retten.“ Dass er mit Sätzen wie diesen gezielt versucht, nach der bitteren Enttäuschung positiv auf die Psyche einzuwirken, verhehlt er dabei gar nicht: „Ich kann ja nicht negativ denken und positiv handeln.“


Aber wie realistisch ist die Chance, dass der HSV nach dem psychologischen Tiefpunkt nochmals aufsteht gegen den favorisierten und qualitativ gut besetzten Bundesligisten? „Wir haben so viel zu bieten“, findet Walter und ist sich sicher: „Der VfB wird sich nicht gefreut haben, das er gegen uns spielen muss. Wenn wir aktiv sind, unsere Stärken mit und gegen den Ball auf den Platz bringen, dann lösen wir bei unseren Gegnern auch keine Freudensprünge aus.“

„Die Dinge, die wir erlebt haben, wollen wir nicht mehr erleben“


Helfen soll, obwohl Walter generell nur ungern in den Rückspiegel blickt, auch die verlorene Vorjahres-Relegation gegen Hertha BSC (1:0, 0:2). „Wir können aus allen Erfahrungen etwas rausziehen. Diese Mannschaft hat so viel Charakter, wie die Jungs miteinander umgehen, wie sie miteinander sprechen. Wir haben nach der vergangenen Relegation viel darüber gesprochen, auch über die Enttäuschung vom Sonntag.“ Er ist überzeugt: „Wir ziehen Kraft daraus. Denn die Dinge, die wir erlebt haben, wollen wir nicht mehr erleben.“

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