NBA – Die kuriose Offseason der New Orleans Pelicans: Da muss doch noch was kommen?! – NBA – Basketball


Es kommt nicht so oft vor, dass Top-Entscheider eines NBA-Teams unmittelbar nach dem Saisonaus offen darüber sprechen, mit welcher Strategie die Offseason angegangen wird – entsprechend sorgten die Worte, die David Griffin am 30. April zum Besten gab, für ein gewisses Aufsehen.

„In der Vergangenheit haben wir im Zweifel auf Kontinuität gesetzt“, sagte der Executive Vice President of Basketball Operations der Pelicans da. „Und wir dachten: ‚Lasst uns sehen, wie dieses Team aussieht, wenn es mal gesund ist.‘ Jetzt haben wir genug von dieser Gruppe gesehen, denke ich. Und wir haben gesehen, dass wir viel Arbeit vor uns haben.“

Das saß – und zeigte, dass auch die beste Regular Season seit 2009, als die Pelicans zuletzt 49 Siege holten (und noch Hornets hießen), den Ambitionen nicht gerecht wurde. Prinzipiell kündigte Griffin einen Umbruch an, der rund um Superstar Zion Williamson, der sich inmitten seines besten Spiels überhaupt im Play-In verletzte, vonstattengehen sollte.

Auch die ersten Handlungen Griffins in der Offseason sprachen für diesen Umbruch. Vor der potenziell größten Hürde blieb dieser dann aber stecken. Irgendwie haben die Pelicans in diesem Sommer angefangen, ein luxuriöses neues Haus zu bauen – und dann aber das Dach vergessen. Oder so ähnlich.

Pelicans: Ein gutes Team mit Baustellen

Nüchtern betrachtet gab es in der 23/24er Saison, die erstmals konstante gemeinsame Minuten des Trios Zion, Brandon Ingram und C.J. McCollum und wie erwähnt den meisten Ertrag seit Jahren brachte, die folgenden Probleme:

– Zion und Ingram passten auf dem Court nicht wirklich zusammen – in der Regel funktionierte die Offense viel besser, wenn nur einer von beiden spielte.

Zion Williamson machte im Play-In gegen die Lakers ein überragendes Spiel.
Zion Williamson machte im Play-In gegen die Lakers ein überragendes Spiel. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

–           Es fehlte an Shooting rund um Zions Driving-Fähigkeiten, was die Not unterstrich, den passionierten Volume-Shooter Trey Murphy III in die Starting Five zu beordern. Für diesen war neben den drei Stars, einem Center und Defensiv-Guru Herb Jones aber kein Platz.

– Der designierte Center passte nicht ideal zu Zion (oder Ingram), weil: Jonas Valanciunas brachte weder einen wirklich ernstzunehmenden Wurf von draußen, noch die Dynamik als Ringbeschützer, die es defensiv wohl gebraucht hätte.

Angegangen wurde bisher eigentlich nur eine dieser Baustellen.

New Orleans Pelicans: Dejounte Murray löst ein Problem

Gleich zu Beginn der Offseason angelten sich die Pelicans Dejounte Murray aus Atlanta, der für mehr Struktur auf dem Court sorgen soll und auch abseits des Balles neben Zion funktionieren sollte. Murray ist kein elitärer Shooter, aber er nimmt die Dreier zumindest (vergangene Saison: 36% bei 7,1 Versuchen). Er ist defensiv besser, als er es zuletzt in Atlanta zeigte, auch wenn die Zeit, als er es ins All-Defensive Team schaffte, abgelaufen ist. In NOLA müsste er neben Jones in der Regel ohnehin nicht den besten Offensivspieler des Gegners übernehmen.

So weit, so gut also. Auch die Center-Position veränderte sich, allerdings nicht zum Guten. Da die Hawks Ingram nicht haben wollten, kam kein Trade zustande, der ihnen neben Murray beispielsweise auch noch Clint Capela oder Onyeka Okongwu gebracht hätte – stattdessen gaben die Pels mit Larry Nance Jr. ihren Backup-Center ab, der regelmäßig Spiele beendet hatte.

Valanciunas ging seinerseits nach Washington. Schnell war Nr.21-Pick Yves Missi der einzige echte Center im Kader, ehe die Pelicans sich zum Minimum noch Daniel Theis angeln konnten. Eine Dauerlösung als Starter ist aber auch der deutsche Nationalspieler nicht. Vielleicht will NOLA künftig häufiger Zion auf Center spielen lassen, wahrscheinlicher ist aber, dass die Position vorerst weiter als Baustelle angesehen werden muss.

New Orleans Pelicans: Das Ingram-Problem

Für Ingram gilt das ohnehin. Was nicht daran liegt, dass dieser kein guter Spieler wäre – im Gegenteil. Vergangene Saison war das Net-Rating des Teams sogar am besten, wenn Ingram ohne Zion spielte; das team-interne „Duell“ kann der einmalige All-Star trotzdem nicht gewinnen. Warum, offenbarten das Play-In beziehungsweise die Playoffs.

Williamsons Ceiling ist schlichtweg viel höher – dabei spielte er bisher noch nie in der Postseason. Im Play-In allerdings ließ er 2024 LeBron James im direkten Duell älter aussehen, als es zuvor je (?) jemand geschafft hat; über 36 Minuten lieferte Zion 40 Punkte, 11 Rebounds, 5 Assists … und dann verletzte er sich.

Ingram wiederum stand noch zur Verfügung, als NOLA in den tatsächlichen Playoffs gegen die Thunder spielte. Der Forward, der selbst erst wenige Tage zuvor von einer Verletzung zurückgekehrt war, spielte gegen Lu Dort dann eine fürchterliche Serie. Für ihn war die kanadische Bulldogge vermutlich das mieseste Matchup zum miesesten Zeitpunkt.

New Orleans Pelicans: Die Pattsituation

Das Problem: Gute Zeitpunkte sind bei den Pelicans seit Jahren selten. Für den designierten Zion-„Co-Star“ ist Ingram selbst viel zu oft verletzt – um die 20 Spiele verpasst er jedes Jahr – und Williamson auf unähnliche Weise zu ähnlich; er wirft recht ungern von draußen, ist balldominant, defensiv eher schwach. Einen neuen Maximalvertrag ab 2025 möchte er zudem auch noch haben.

Brandon Ingram spielte gegen OKC eine schwache Serie.
Brandon Ingram spielte gegen OKC eine schwache Serie. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

New Orleans will ihm diesen Deal nicht geben. Berichten zufolge entschieden beide Seiten daher, nach einem Team zu suchen, welches das anders sieht – nur scheint sich das schwierig zu gestalten. Shams Charania berichtete daher kürzlich, beide Seiten könnten sich ein gemeinsames Weitermachen nun doch wieder vorstellen. Viele Alternativen gibt es wohl nicht.

Idealerweise wäre Ingrams Deal der Weg gewesen, um einen Starting Center zu bekommen, zwei oder drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, den Kader rundzumachen (es soll Interesse an Jarrett Allen und Wendell Carter Jr. gegeben haben). Nachdem daraus nichts wurde, stellt sich die Frage, wo die Pels nun eigentlich stehen – und wie es für sie weitergeht.

New Orleans Pelicans: War das wirklich schon alles?

New Orleans hat ein gutes Team – wahrscheinlich ein besseres als in der Vorsaison. Aber auch eins, das seine Ressourcen nicht ideal einsetzt: Ingram bekommt 26% des 24/25er Salary Caps, McCollum knapp 24%. Das ist also fast die Hälfte des verfügbaren Geldes, für zwei Spieler, die gar nicht zwingend zu den Langzeit-Plänen des Teams gehören.

Bei Murphy wiederum läuft 2025 der Rookie-Vertrag aus – ab dann steht beim 24-Jährigen, der sehr gut neben Zion passt, also ebenfalls ein lukrativer neuer Deal an. Die Pelicans haben immerhin das Glück, dass sie Jones noch für drei weitere Jahre weit unter Marktwert (bei rund 9% des Caps) unter Vertrag stehen haben.

Und dennoch – „fertig“ wirkt hier gar nichts. Die Pelicans haben ein Loch in der Mitte, (zu) viele balldominante Akteure, generell zu viele Überschneidungen. Wie hatte es Griffin formuliert? „Wir haben genug von dieser Gruppe gesehen.“ Die fünf Spieler, die 23/24 die meisten Minuten für die Pelicans gespielt haben, sind aber alle noch da …

© – by kicker.de

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