NBA – Lauri Markkanen und Utah: Ein maximal logischer Bund? – NBA – Basketball


Wo endet die Logik und beginnt die eigene Perspektive? Bestiege ein Trade von Lauri Markkanen zu, sagen wir, den Golden State Warriors den Gipfel der Logik? Hätte es rein rational soweit kommen müssen, da alle Seiten ihren Status Quo verbessert hätten? Wir werden es nie erfahren. Dass es Gespräche gab, floss aus diversen Quellen. Ein Informationsbecken ähnlichen Ausmaßes des Großen Salzsees entstand.

Mehr passierte nicht. Einerseits sollen die Jazz wenig überzeugt gewesen vom Angebot der Warriors. Sie wollten Jonathan Kuminga und Brandin Podziemski und Moses Moody und Picks (man kann es ja mal probieren). Andererseits weiß die Liga mittlerweile, dass Markkanen nicht in Utah spielt, weil er muss. Er fühlt sich wohl in Salt Lake City. Weder braucht der die große Bühne noch die große Stadt. Familie. Basketball. Natur. Lauris Trio der Glückseligkeit.

Also unterschrieb der Finne nicht nur einen neuen Fünfjahresvertrag über 238 Millionen Dollar. Vor allem tat er es am 7.8.2024. Ein Tag früher, und die Warriors hätte sich überlegen können, ob sie Richtung Trade Deadline im Februar vielleicht doch Danny Ainges und GM Justin Zaniks Wünschen nachkommen. Stattdessen ist erstmal Ruhe. Mindestens bis kommenden Sommer bleibt Markkanen bei den Jazz. Erst dann darf er getradet werden.

Lauri Markkanen: Glücklich in Utah

Klingt unlogisch? Liegt vielleicht an der eigenen Perspektive. Wo andere – zum Beispiel Two-Time-Jazz-Legende Russell Westbrook – Utah eher für die Durchreise nutzen, fand Markkanen in Salt Lake City seinen Happy Place. Nicht selbstverständlich. In Chicago wirkte es, als hätte ihm Jim Boylen und seine Idee, den Finnen zum halbwegs eindimensionalen Floorspacer zu machen, fast die Lust am Basketball genommen. In Cleveland durfte Markkanen als Sevenfooter auf der Drei ran, dabei immerhin seinen Hang zum schnellen Spiel pflegen und Dreier werfen. Ein wertvoller Rollenspieler.

Es folgte der Donovan-Mitchell-Trade, die Verpflichtung Will Hardys und ein ganz neues Leben für Markkanen. Wo er in Chicago viel stationär unterwegs war, brachte Hardy Markkanen und die gesamte Offense in Bewegung. Als Screener und Rollman rauschte er immer wieder Richtung Ring. Markkanen spielte aggressiver, athletisch, vor allem effektiv. Über die vergangenen beiden Jahre lag sein True Shooting über 10 Prozent über Ligadurchschnitt. Bei rund 8 Versuchen trifft er in Utah knapp 40 Prozent seiner Dreier.

Markkanen und Kessler bilden das Frontcourt-Duo in Utah.
Markkanen und Kessler bilden das Frontcourt-Duo in Utah. IMAGO/USA TODAY Network

„Lauris Kombination aus Größe, Skill und Shooting ist einzigartig und er hat bewiesen, dass er durch seine Verbesserung in den vergangenen beiden Jahren ein All-Star-Kaliber-Spieler ist“, sagte Zanik nach der Verlängerung. Ainge sprach wiederum davon, dass Markkanens Vielseitigkeit und mehrdimensionales Scoring „unser Team besser“ machen.

An dieser Stelle klopft die Logik vorsichtig an die Tür. Utahs Verantwortliche beschreiben einen Spieler, der einen Contender über die Schwelle tragen kann. Vielleicht nicht als Go-to-Guy. Sicher jedoch als zweit-, vielleicht drittbester Spieler. Zumal Markkanen zusätzlich gut am Brett arbeitet. Den Thunder hätte er beispielsweise bestens gestanden. Den Warriors ebenfalls. Wieso bindet er sich also langfristig an Utah – und wieso binden die Jazz einen Spieler an sich, der – Zitat Ainge – „unser Team besser“ macht?

Markkanen-Verlängerung: Jazz-Pick weg?

Auf den ersten Blick sollte eine Franchise im Rebuild, die ihren Draft-Pick an OKC verliert, sollte er außerhalb der Top-10 landen, darauf achten, möglichst selten zu gewinnen. Erst recht, wenn ein Draft so gepriesen wird wie der kommende. Dazu kommt das Alter. Nicht dass Markkanen bald mit Gehhilfe übers Parkett schlurft, kommendes Jahr wird er dennoch 28. Nicht alt, aber deutlich älter als der junge Kern der Jazz – und um den soll es kommende Saison gehen.

Im Zwischenraum jongliert Walker Kessler. Mit 23 zählt er zu den älteren Jungen, ist in Sachen Rim Protection und Defense bereits elitär ist. Was fehlt, ist die Offense. Vergangene Saison kam Kessler häufig von der Bank – zuletzt gab es sogar Trade-Gerüchte -, diese könnte er neben Markkanen starten. Funktionieren sollte das Duo aus Drive und Shooting (Markkanen) und Rim Protection und Screening (Kessler) durchaus. Solange Kessler den Weg zum Ring für Markkanens Rolls nicht blockiert.

Tradet Utah für Brandon Ingram?

Dazu schrauben Gerüchte-Werkstätten einen speziellen Trade zusammen. New Orleans und Brandon Ingram scheinen ihre Zukunft eher nicht in trauter Zweisamkeit zu sehen. Daher sähen diverse Beobachter Ingram nun gern bei den Jazz. Angesichts von Ingrams Vertragssituation – er wird 2025 Free Agent und hätte gern einen Maximalvertrag- und der überschaubaren Playoffs stehen Interessenten nicht gerade Schlange.

Brandon Ingram wurde zuletzt mit Utah in Verbindung gebracht.
Brandon Ingram wurde zuletzt mit Utah in Verbindung gebracht. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Wie logisch wäre da ein Trade mit den Jazz? Interessant ist einerseits der Fit mit Markkanen. Dass Ingram sein Kochset gern in der Mitteldistanz aufstellt, könnte Raum für die Roll-Actions des Finnishers Richtung Ring nehmen. Gleichzeitig könnte Markannen das Feld für Ingram breit machen. Sogar Synergien könnten entstehen. In New Orleans initiierte Ingram vergangene Saison immer häufiger das Pick and Roll. Durchaus mit Erfolg. Screent Markkanen für Ingram, könnte also eine gewisse Dynamik entstehen. Ein Passing-Spezialist ist der Forward nicht, doch er hat sich gesteigert. Über einen 16-Spiele-Stretch legte er vergangenes Jahr 6,6 Assists auf.

Ob es deshalb logisch wäre, einen Trade zu forcieren, bleibt ungewiss. Ebenso, wie sehr die Jazz von der Idee angetan sind. Einerseits katapultiert auch eine Ingram-Verpflichtung Utah nicht mitten ins Playoff-Kunstwerk des Westens. Andererseits stiege die Chance, den Pick zu verlieren, während der Forward einen weiteren Platz einnähme, den die Jazz gebrauchen könnten, um ihren jungen Talenten Spielzeit und Erfahrung zu geben.

Utah Jazz: Priorität Talentförderung

2023 draftete Utah Taylor Hendricks, Keyonte George und Brice Sensabaugh. 2024 folgten Cody Williams, Isaiah Collier und Kyle Filipowski. Alle sechs kann man sich in Zukunft in einem produktiven NBA-Lineup vorstellen. Natürlich in unterschiedlich prominenten Rollen. Georges Qualität als Scorer und Facilitator, seine Explosivität, seine Fähigkeit, aus dem Dribbling zu kreieren, dazu seine Athletik macht ihn zu einer interessanten Lead-Guard-Option. Zumal er im zweiten Spiel der Summer League eine gute Balance zwischen eigenem Scoring und Tisch decken für seine Teamkollegen fand. Wichtig für das gemeinsame Glück wird sein, inwieweit George Kontrolle über sein Spiel gewinnt. Derzeit unterlaufen ihm noch zu viele Turnover.

Sensabaugh traf als Rookie zwar nur 29 Prozent seiner Dreier. Das sollte sich angesichts seiner schönen Wurfbewegung aber steigern lassen. Der Forward kann ebenfalls aus dem Dribbling kreieren, während Hendricks Träume einer athletischen 3&D-Waffe auf dem Flügel weckt. Mit Williams kam ein Wing dazu, der passen, werfen, verteidigen kann, der ein solides Ball-Handling mitbringt und das Pick-and-Roll initiieren kann. Mit 19 ist er nur sehr schmal. Manchmal fehlt außerdem das Selbstverständnis. Collier bringt bullige Explosivität aus dem Backcourt, dazu ein gutes Ballhandling mit. Was fehlt, ist der Wurf. Zudem tendiert er zum Ballverlust. Mit Filipkowski haben die Jazz zusätzlich einen versierten Sevenfooter mit gutem Rebounding, der sich in der Summer League auf der Fünf wohler fühlte, allerdings noch kein klassischer Rim Protector ist.

Ist Keyonte George der Point Guard der Zukunft in Utah?
Ist Keyonte George der Point Guard der Zukunft in Utah? picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Wie immer verspricht Talent viel und kann am Ende nicht alles halten. Entsprechend wichtig ist, dass Utah seinen Rookies und Sophomore Spielzeit gibt. Die Entwicklung. Wäre es da nicht logisch, Markkanen baldmöglichst zu traden, Collin Sexton und Jordan Clarkson noch dazu? Eine Perspektive. Andererseits benötigen Talente Leitplanken, Routinen, Struktur, Shooting für genügend Entwicklungsspielraum. Das können Veteranen liefern. Statt schlechter Gewohnheiten schleichen sich vielleicht positive ein. Dazu dient Markkanen als Beispiel, wie es ist, Hürden zu nehmen (Chicago) und sich kontinuierlich zu steigern, bis am Ende er ganz große Vertrag steht.

Den hat der „Finnisher“ nun unterschrieben. Einerseits ist er damit seinen Status als absolutes Schnäppchen los (zuvor waren es 18 Millionen im Jahr). Andererseits hätten Teams mehr Planungssicherheit, sollten sie doch einen Trade anstreben. Und Utah? Offensichtlich sind die Jazz äußerst zufrieden mit Markkanen. Sein Spiel passt hervorragend in jedes Team, braucht keine Aufmerksamkeit, steht der Entwicklung junger Spieler daher nicht im Weg. Es kann sie sogar stimulieren. Zudem erhielt Utah wohl nicht den Gegenwert, den Ainge und Zanik gern gehabt hätten. Vielleicht ändert sich das kommenden Sommer. Vielleicht ist der Bund Utah Jazz Lauri Markkanen aus beider Perspektive aber auch einfach maximal logisch.

© – by kicker.de

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