Olympia 2024 | Barthels Olympia-Kolumne zum Basketball – NBA – Basketball



Danilo Barthel (32) analysiert für den kicker die deutschen Basketball-Spiele bei Olympia. Der frühere Nationalspieler erklärt nach dem Sieg gegen Brasilien, warum man sich nicht auf Spielchen mit dem deutschen Anführer einlassen sollte – und nennt zwei weitere X-Faktoren.


Jubel bei Dennis Schröder und Johannes Voigtmann: Die deutschen Basketballer haben sich gegen Brasilien durchgekämpft.

IMAGO/camera4+


Am Dienstag war ein sehr erfolgreicher Olympia-Tag für den deutschen Basketball. Zunächst die Überraschung auf dem Place de la Concorde. Beim Start von 3×3 haben die deutschen Damen nach frühem Rückstand in einem packenden Spiel und dank einer tollen Aufholjagd den Favoriten und amtierenden Weltmeister aus den USA geschlagen – wow! Glückwunsch und großen Respekt an dieser Stelle an Sonja Greinacher, Svenja Brunckhorst, Marie Reichert und Elisa Mevius.


Großer Respekt auch mal wieder an die Männer-Nationalmannschaft. Sie hat nach einem hart umkämpften, teilweise körperlich sehr hart geführten Duell mit Brasilien den zweiten Sieg im zweiten Spiel eingefahren und einmal mehr gemerkt, was viele Spieler schon vor dem Turnier ahnten. Es wird ein deutlich schwierigeres Turnier. Nicht nur durch die höhere Kaderqualität im Kader mancher Nation im Vergleich zur WM, sondern weil die Jungs eine Zielscheibe auf dem Rücken haben: Jeder will den Weltmeister schlagen.

Was Schröder schon oft genug bewiesen hat


Doch lassen unsere Jungs nicht so einfach mit sich machen, vor allem Dennis Schröder. In einem schon fast persönlichen Duell mit dem Ulmer Meister-Spielmacher von 2023, Yago dos Santos, in dem auch immer wieder kleine Nickligkeiten und Wörter ausgetauscht wurden, übernahm unser Kapitän die Verantwortung.


Vor allem in der zweiten Halbzeit packte er noch mal 20 Prozent an Leistungsvermögen drauf. Es ist einfach nie eine gute Idee, Dennis persönlich zu reizen. Er hat oft genug bewiesen, dass ihn das fast immer pusht. Er bringt dann noch mal mehr Schärfe und Energie ins Spiel, mit der er die Mannschaft mitreißt, vor allem auch in der Veteidigung. So auch am Dienstagabend. Dennis ist auch schon längere Zeit schlau und besonnen genug, es nicht zu übertreiben, sich nicht zu Aktionen hinreißen zu lassen, die der Mannschaft schaden könnten.



Warum der Gamechanger in der Verteidigung stattfand


Der Gamechanger war für mich allerdings vor allem die Umstellung der Pick-and-Roll-Verteidigung. In der ersten Halbzeit versuchte die Mannschaft mit einer Drop-Verteidigung abzusinken und die Anspiele auf die großen Spieler wegzunehmen. Sie wollten keine frühen Miss-Matches durch kleinere deutsche gegen die großen brasilianischen Spieler unter dem Korb bekommen, was durch ihr gewöhnliches Switchen beim Pick and Roll oft entsteht.


In der zweiten Halbzeit haben sie dann aber wieder mehr auf ihren aggressiven Wechselstil beim Pick-and-Roll gesetzt und darauf vertraut, dass ihre Guards unter dem Korb hart genug gegen die Big Men kämpfen. Auch hier ein Vorbild: Dennis Schröder, der sich mit extra Energie und Motivation und mit allem, was er körperlich zur Verfügung hat, in den Infight mit den Schwergewichten geworfen hat.



kicker-Kolumnist Danilo Barthel
picture alliance/dpa

Bonga überragt auf allen Ebenen


Auf was fast in jedem Spiel Verlass ist und was ich an dieser Stelle auch schon nach dem Japan-Spiel erwähnt habe. Es gab wieder mal einen X-Faktor im Team: Diesmal Isaac Bonga, der von der Bank kommend ein überragendes Spiel gemacht hat. Er hat aus der Ecke seine Dreier getroffen, toll verteidigt und im Fastbreak will Energie investiert, die belohnt worden ist.


Das zeigt einmal mehr, wie flexibel die Mannschaft von Gordon Herbert ist. Auch schon zu meinen Frankfurt-Zeiten unter Herbert, von 2013 bis 2016, gab es in jedem Spiel einen Spieler, der hervorgetreten ist und der Mannschaft einen wichtigen Push gegeben hat. Diese Vielseitigkeit macht die Mannschaft nicht ausrechenbar und gibt dem Trainer viele Optionen.


Am Ende war es ein sehr schöner Tag für den deutschen Basketball, für den es mit Blick auch auf den ersten Sieg der Damen in der Halle gegen Europameister Belgien bisher perfekt läuft. So soll es weitergehen. Die Männer stehen schon im Viertelfinale – Glückwunsch! Sie wollen aber natürlich am Freitag im elektrisierenden Topspiel mit Gastgeber Frankreich den Gruppensieg. Auch wenn es schwierig wird gegen Wemby und Co. – zuzutrauen ist den Jungs mit ihrem Zusammenhalt alles!


Danilo Barthel (32) absolvierte 62 Länderspiele für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft, nahm mit einigen Spielern des aktuellen Teams an der EM 2017, der WM 2019 und den Olympischen Spielen 2021 in Tokio teil. Der 2,08 Meter große frühere Power Forward gewann mit Frankfurt den FIBA Europe Cup, als Kapitän von Bayern München einmal den Pokal und zweimal die Deutsche Meisterschaft, 2018 als Finals-MVP. Nach der türkischen Meisterschaft 2022 mit Fenerbahce beendete der langjährige Euroleague-Spieler im Sommer 2023 aufgrund einer Knieverletzung seine Karriere.

© – by kicker.de

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