Olympia, Basketball – Die Mauer muss her: Darauf kommt es gegen Giannis‘ Griechen an – NBA – Basketball



Wie vor zwei Jahren trifft das DBB-Team in einem großen Viertelfinale auf Griechenland. Die Vorzeichen haben sich seit diesem schicksalshaften Spiel in Berlin verändert – gerade defensiv dürfte der Game-Plan aber auch am Dienstag wieder ähnlich aussehen. Kann Deutschland gegen Giannis Antetokounmpo erneut bestehen?


Es ist irgendwie folgerichtig, dass ausgerechnet dieser Gegner den Deutschen im Weg steht, um dem erklärten Ziel – der dritten Medaille in drei Jahren – einen großen Schritt näherzukommen; auch für die erste musste Deutschland 2022 im Viertelfinale ja an Griechenland vorbei. Die Zeiten haben sich seither allerdings verändert, nicht zuletzt dank dieser Sternstunde, die sich damals in Berlin ereignete.


Heutzutage fühlt sich das komisch an aufgrund der Vielzahl dieser Sternstunden, die sich seither im deutschen Basketball ereignet haben, aber: Damals galt Griechenland als Favorit, hatte ja schließlich den besten Spieler. Nun ist das DBB-Team amtierender Weltmeister und der zweitbeste Gruppenerste der Olympia-Vorrunde – Hellas holte einen Sieg, wurde Dritter.


Gefährlich ist das Team trotzdem, wie es zuletzt gegen Australien zeigte. Es hat schließlich den besten Spieler. „Griechenland ist eine Mannschaft mit einer Vielzahl von erfahrenen EuroLeague-Spielern, sie spielen auf sehr hohem Niveau. Und dazu haben sie einen der besten Spieler der Welt“, sagte Gordon Herbert. „Wir erwarten einen ganz schwierigen Gegner.“


Allerdings auch einen, den die Mannschaft schon einmal ziemlich eindrucksvoll geknackt hat.

Deutschland vs. Griechenland: Dominanz in zweiter Halbzeit


Auf den ersten Blick sieht es zwar nicht so aus, als habe das DBB-Team Giannis Antetokounmpo damals vor große Probleme gestellt. Giannis legte in Berlin 31 Punkte, 7 Rebounds und 8 Assists auf, seine Zahlen hätten sogar noch höher ausfallen können, wäre er nicht fünf Minuten vor dem Ende rausgeflogen. Den Zahlen zufolge dominierte Giannis, wie auch bei Olympia bisher.

Giannis Antetokounmpo 34 of Greece
Germany vs Greece
Men`s Basketball European championships 2022 Quarterfinal
13.09.2022 Mercedes Benz Arena Berlin
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Der Star der Griechen: Giannis Antetokounmpo.
picture alliance / Christina Pahnke / sampics


Die Realität ist jedoch: Schon als Giannis ausfoulte, lag Griechenland mit 14 Punkten hinten. Das Spiel war nicht vollends entschieden, aber es war kurz davor – weil es das DBB-Team war, welches die zweite Halbzeit dominierte. Zur Pause hatte Griechenland nach einer furiosen Offensiv-Halbzeit beider Teams noch 61:57 geführt, dann übernahm die deutsche Defense und drehte das Spiel mit einem 20:1-Run im dritten Viertel.


„Wir haben ihn kontrolliert“, sagte Jonas Wohlfarth-Bottermann, heute nicht mehr Teil des Teams, damals über Antetokounmpo – und das war, trotz der Statistiken, in der zweiten Halbzeit durchaus richtig. Der Game-Plan gegen den Superstar und sein Team dürfte auch zwei Jahre später wieder mit leichten Abwandlungen zum Einsatz kommen.

Die Mauer muss her?


Die Schlüsselfrage gegen Giannis lautet seit jeher: Wie nimmt man ihm die Dominanz in der Zone, verhindert, dass er reihenweise Verteidiger ausfoult (kein Spieler auf der Welt arbeitet härter gegen das Märchen mit dem „kontaktlosen Sport“) und hält ihn gleichzeitig auch noch davon ab, seine Mitspieler mit seinem arg unterschätzten Passspiel mitzunehmen?

DBB-Team vs. Griechenland


Giannis wäre nicht der, der er ist, wäre diese Frage leicht zu beantworten. Es ist im internationalen Basketball jedoch etwas „leichter“ als in der NBA, da der Court enger ist, etwas mehr Physis erlaubt wird und die Mitspieler andere sind – in Milwaukee wird Shooting auf allen Positionen priorisiert, in der Nationalmannschaft fehlt es an verlässlichen Schützen und generell einer konstanten zweiten Scoring-Option (Vassilis Toliopoulos ist mit 12 PPG der zweitbeste Scorer im Turnier).


So hängt noch mehr an Giannis – und an der Giannis-Defense. Die von Stan Van Gundy einst propagierte „Build a fucking wall!“-Defense (gegen LeBron James) kommt auch gegen Antetokounmpo zum Einsatz, wobei es die Deutschen beim letzten großen Duell schafften, ihre Defense mehr zu einem Hindernisparcours für den Greek Freak zu machen.

Defense ist der Schlüssel


Die Kernprinzipien: Giannis sollte immer mehrere Verteidiger auf dem Weg zum Korb sehen, keine Lücken finden können. Nötig sind schnelle Rotationen, schnelle Hilfe, Physis am Rande des Erlaubten, nicht zuletzt Disziplin. „Wir wollten ihm maximal den Wurf geben“, erklärte WoBo damals. „Wir hatten immer mehrere Verteidiger in der Zone“, ergänzte Johannes Thiemann.


Daniel Theis fungierte 2022 oft als primärer Verteidiger für Giannis und dürfte diesen Job auch am Dienstag wieder viel übernehmen. Wie schon damals wird es jedoch darum gehen, den Superstar als Team zu verteidigen – die Länge und Tiefe im Frontcourt der Deutschen ist generell eine Stärke, in diesem Duell ist sie besonders wichtig.


Welches Niveau ihre Defense erreichen kann, demonstrierten sie erst am Freitag wieder gegen Frankreich; die Griechen sind ein anderer Gegner, auch sie können offensiv bisweilen aber sehr eindimensional und unkreativ aussehen, gerade wenn ihre Guards unter Druck gesetzt werden, was Deutschland am Point of Attack sehr gut beherrscht.

Giannis: Alleine geht es nicht


Die Vorrunde der Griechen spricht eine recht klare Sprache: Giannis dominierte bisher individuell, erzielte 27 Punkte pro Partie und traf 73% aus dem Zweipunkteland. Er verteilte aber „nur“ 3,7 Assists, nicht zuletzt deshalb, weil sein Team nicht allzu konstant von draußen traf (bisher 30%).


Der bisher einzige Sieg wurde geholt, als Giannis seine geringste Punkteausbeute hatte (20), dafür aber drei andere Spieler zweistellig punkteten. Thomas Walkup feierte dabei einen Durchbruch (18 Punkte, 4/7 Dreier), nachdem er im Turnier bis dahin insgesamt nur 10 Punkte erzielt hatte. Der Guard war 2022 nicht dabei, bei der WM war er (in Abwesenheit von Giannis) der wohl beste Grieche und sollte nun eigentlich die zweite Kraft neben dem Superstar sein.



Vassilis Toliopoulos ist der zweitbeste griechische Scorer.
IMAGO/ZUMA Press Wire


Walkup schwärmte im Anschluss wiederum von Antetokounmpo. „Er würde nie jemand anderem die Schuld geben, selbst wenn er 35, 10 und 5 aufgelegt hat oder was auch immer. Er schaut in den Spiegel und fragt: ‚Was hätte ich besser machen können?‘ Darum ist er ein unglaublicher Anführer und Mitspieler.“


Die Realität jedoch ist, dass Giannis oft nicht so viel besser machen könnte – dass es nicht sein Fehler ist, dass Griechenland bisher noch nicht den Weg fand, seinen Fahnenträger mit einem Team zu umgeben, mit dem dieser reihenweise Medaillen gewinnen kann. Die Griechen haben viele gute Spieler, die Lücke vom besten zum zweitbesten Spieler ist dennoch groß.

Schafft Deutschland den nächsten Schritt?


Der deutsche Basketball kennt so etwas aus nicht allzu lange vergangenen Zeiten. Diese Zeiten sind aber tatsächlich genau das: Vergangen. Diese goldene Generation hat eine (in ihrer Geschichte) beispiellose Tiefe, die Star-Qualität in der Spitze, die defensive Vielseitigkeit, um in einem Duell mit jemandem wie Giannis bestehen zu können, gar Favorit zu sein.


Vor knapp zwei Jahren startete die „Ära“ dieses Teams so richtig, als Griechenland besiegt wurde und endlich alle Zuschauer zu realisieren begannen, dass Herberts Medaillenziel tatsächlich kein Fiebertraum war. Es war die erste der ganz großen Sternstunden, die dieses Team gemeinsam erlebt hat, fast auf einem Level mit dem WM-Halbfinale gegen die USA.


Nun soll die nächste Sternstunde folgen, oder, anders ausgedrückt, da diese Auftritte mittlerweile ja fast Normalität erreicht haben: Das DBB-Team soll einfach sein Ding machen. Die Mannschaft weiß, wie es geht.

© – by kicker.de

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