Tuchel: „Die Mannschaft traut sich selbst nicht mehr über den Weg“ – Fussball



Die Meisterschaft hat der FC Bayern nicht mehr in der eigenen Hand. Die Töne von Thomas Tuchel klingen nach wie vor alarmierend.


So viel ist gerade neu und nicht neu beim FC Bayern, da kann man schon mal den Überblick verlieren. Der Verlust der Tabellenführung zum Beispiel, der ist nicht mehr neu. Der hatte Julian Nagelsmann ja Ende März erst den Job gekostet. Neu ist auch nicht, dass dieser FC Bayern nicht mehr die FC-Bayern-Aura, dieses gewisse Etwas ausstrahlt.


Neu ist dagegen, wie demütig und leise der wanke Riese gerade zu werden scheint. Thomas Tuchel hatte schon nach dem 1:3 in Mainz eine bemerkenswerte Pressekonferenz abgegeben, in der immer mal wieder Dinge wie „keine Ahnung“, „weiß ich nicht“ oder „ausgelaugt“ zu hören waren.

Bundesliga – 30. Spieltag


Ganz anders hörte sich das auch am Freitag, also sechs Tage nach dem Verlust der Tabellenführung, nicht an, es sah zumindest wieder ein bisschen anders aus. Tuchel lachte zwar ab und zu und scherzte über angebliche Aufstellungstipps von Uli Hoeneß, im Grunde war die Botschaft des Bayern-Trainers aber nur eine, immer mal unterschiedlich verpackt. „Es ist allerhöchste Zeit“, sagte er zum Beispiel. Oder: „Es ist noch nicht zu spät.“ Und: „Egal, wie schwer es fällt: Das muss jetzt durchdringen.“

Tuchel: Schwierige Situation, „aber nicht aussichtslos“


Drei Tage hatten die Spieler des FC Bayern jetzt Zeit, sich zu sammeln, sich, wie Thomas Müller es herbeisehnte, „bei den Familien aufpäppeln zu lassen“, Haken zu setzen und den Schalter umzulegen. Fünf Spieltage vor Ende der Saison ist der Meistertitel schließlich noch nicht futsch, die Pole-Position hat jetzt nur ein anderer, Borussia Dortmund. „Die Situation ist schwieriger geworden“, weiß Tuchel. „Aber sie ist nicht aussichtslos. Wir müssen auf jeden Fall eine Schippe drauflegen, in allen Bereichen.“


Das fängt im Tor bei Yann Sommer an, den Tuchel am Freitag nicht aus der Kritik nahm. Das geht in der Abwehr weiter, wo Unsicherheitsfaktor Dayot Upamecano zumindest gegen Hertha kein Unsicherheitsfaktor werden wird. Das geht im Mittelfeld weiter, wo Leon Goretzka womöglich mal eine Denkpause erhält. Das geht im Angriff weiter, wo irgendwer, der nicht Mathys Tel und definitiv nicht Eric Maxim Choupo-Moting heißt, die Tore erzielen soll. Und es endet beim gesamten Team, das – diesen Eindruck wollte Tuchel auch mit viel Abstand nicht widerlegen – große Probleme damit hat, sich zu wehren, Widerstände zu durchbrechen. „Es ist die Konstanz in Spielen, die Konstanz alle drei Tage, die uns abgeht. Dazu gehört nicht nur der Wille, es gehört auch Energie, Frische dazu.“

FC Bayern und die Suche nach Erfolgserlebnissen


Fehlende Frische darf spätestens am Sonntag keine Ausrede mehr sein, Zeit zum Durchschnaufen hatten Müller und Co. jetzt genug. Vielmehr steht die Frage im Vordergrund, ob diese Truppe in der Konstellation nochmal zueinander findet. „Das Vertrauen in die Spieler ist nicht komplett weg, aber unsere Mannschaft traut sich selbst nicht mehr so richtig über den Weg. Da sind wir im Moment dran, mit Offenheit, mit Klarheit.“ Und mit Trainingsformen, die den Spielern Erfolgserlebnisse bringen. Davon hat es bei zuletzt vier sieglosen Spielen am Stück schließlich nicht ganz so viele gegeben.


Für uns ist im Moment gar nichts einfach. Wir müssen jetzt erst liefern.



„Wir werden alles dafür tun, eine Reaktion zu zeigen“, verspricht Tuchel, so richtig mutmachend klingt er dabei jedoch nicht, eher kleinlaut und vorsichtig. „Wir müssen die Erwartungshaltung zurückschrauben und nicht mehr zu viel von uns erwarten“, sagte er zum Beispiel auch. „Sondern uns da reinbeißen und nicht zu schade sein, das – egal, wie man das nennen mag – erstmal auf Augenhöhe anzugehen und das erstmal zu bestätigen. Schritt für Schritt, Minute für Minute und dann einen Sieg einzufahren.“ Wohlgemerkt gegen den noch formschwächeren Tabellenletzten der Bundesliga. „Für uns ist im Moment gar nichts einfach. Wir müssen jetzt erst liefern.“


15 Punkte sind noch zu vergeben, einen ist der BVB voraus. Das Ziel ist klar, doch Tuchel warnt lieber nochmal, das mit dem Folgeleisten hat zuletzt ja eher nicht so gut geklappt: „Wenn wir so weiterspielen, so schwankend, wird uns das nicht gelingen. Wir müssen zulegen. Es ist nie zu spät, um zuzulegen, um eine Reaktion zu zeigen. Wir brauchen sie direkt am Sonntag und werden da auch niemanden mehr rauslassen aus dieser Verpflichtung.“

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