Verdienter geht’s kaum: Bostons Genugtuung – NBA – Basketball



Die klar beste Mannschaft der Saison hat sich auch den NBA-Titel geschnappt. Die Boston Celtics haben eine immer noch junge Ära geprägt und sind noch lange nicht am Ende. Sie sollten nun endlich die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen. Eine kommentierende Analyse.

Stolz präsentiert Jayson Tatum die Trophäe.


Stolz präsentiert Jayson Tatum die Trophäe.

NBAE via Getty Images


Vorneweg: Von den Zahlen her gibt es keinerlei Zweifel, dass Boston der verdiente Champion der NBA ist. Die Kelten haben 64 von 82 Spielen in der Hauptrunde gewonnen und einen Playoff-Run von 16:3 hingelegt. Also eine Gesamtbilanz von 80:21. Dass über eine solche Mannschaft als verdienter Champion diskutiert wird, klingt erst einmal wie ein schlechter Scherz. Aber genau einer solchen Diskussion sah sich die Mannschaft von Joe Mazzulla in den vergangenen Wochen ausgesetzt.


Nach einer sehr starken Offseason mit Trades von Kristaps Porzingis, der in der Hauptrunde total einschlug und in den Playoffs dann weitestgehend ausfiel, sowie Jrue Holiday machte das Front Office in Boston einen ausgezeichneten Job. Der Ex-Coach und heutige General Manager Brad Stevens stellte seinem Coach Mazzulla ein Team hin, das den Titel holen sollte. Und genau das zeigten die Kelten in der regulären Saison, denn mit besagtem 64 Siegen waren sie das beste Team der Saison.


Vor den Playoffs galt Boston als der Favorit auf den Titel. Aber lauschte man manchen Diskussionen in den USA, dann hatte man das Gefühl, irgendein Mittelklasse-Team kam mit Glück Runde für Runde weiter. Das 4:1 in der ersten Runde war ja nur möglich, weil die Miami Heat ohne Jimmy Butler spielen mussten. Das 4:1 gegen Cleveland hatte es nur gegeben, weil während der Serie mit Donovan Mitchell der beste Mann der Cavs fehlte. Und der Sweep in den Conference Finals gegen Indiana? Nichts besonderes, fehlte doch mit Tyrese Haliburton ab Spiel drei das Hirn des Gegners. Dass im Übrigen mit Prozingis der drittbeste Spieler des neuen Meisters fast die kompletten Playoffs verpasste, interessierte nicht wirklich.


Und dann gab es noch das alt bekannte Argument, dass der Westen ja sowieso viel besser ist als der Osten. Was Boston im Osten geschafft hat, war also nichts besonderes. Und es fielen ja auch noch wichtige Spieler bei möglichen Kontrahenten aus, so mussten die Bucks beispielsweise auf Giannis Antetokounmpo verzichten. Es gab also viel für diese Truppe der Kelten, aber keine Wertschätzung.




In den Finals ging es dann gegen Dallas. Also jener Vertreter aus dem Westen. Jener Division, die ja so viel stärker ist als die im Osten. Also ein richtiger Test für die Celtics. Und bei den Mavs war auch kein wichtiger Spieler verletzt, dieses Argument konnte es also diesmal nicht geben. Und auch diese Serie dominierte Boston, verpasste gegen die Texaner nur knapp einen 4:0-Sweep. Aber es ist ja ohnehin viel schöner, in eigener Halle Meister zu werden. Und so fegten Jayson Tatum & Co. die Mavericks im fünften Spiel mit 106:88 aus der Halle. Die 18. Meisterschaft war perfekt, die Celtics sind nun vor den Lakers alleiniger Rekordhalter.

Genugtuung auch für Tatum


Und apropos Tatum. Auch dieser musste sich einiges anhören. Ist er nicht gut genug für den Titel? Kann er als bester Spieler kein Team zum Titel führen? Pustekuchen! „Was werden sie jetzt sagen?“, brüllte die Nummer 0 der Celtics nach dem Titel in ein Mikrofon auf dem Feld. Natürlich hat auch er mitbekommen, was über ihn geschrieben wurde. Und natürlich ist bei ihm die Genugtuung groß. An der Seite seines kongenialen Kollegen Jaylen Brown, der Finals-MVP wurde, belohnten sich die Celtics nun endlich. In den vergangenen Jahren waren sie immer mal wieder knapp dran.


Um es nochmal auf den Punkt zu bringen: Die Celtics sind von der Besetzung her vielleicht nicht eines der bestens Teams der NBA-Geschichte, sie haben aber definitiv eine der besten Saisons der Ligageschichte gespielt. Es gibt keinerlei Zweifel daran, dass dieser Titel verdient ist. Und alle Diskussionen über einen leichten Weg zum Titel oder dergleichen sind ehrlich gesagt ziemlich lächerlich. Es hat die klar beste Mannschaft mit dem klar besten Team-Basketball die Larry O’Brien Trophy gewonnen. Punkt.

Der Weg ist noch lange nicht vorbei


Und der Weg dieser Celtics ist noch lange nicht vorbei, denn alle wichtigen Rotationsspieler haben auch einen Vertrag für die kommende Saison. Dazu sind die beiden Jays, also Tatum (26 Jahre) und Brown (27), in der Blüte ihrer Karriere und haben noch jede Menge gute Jahre vor sich. Es wird also auch in der nächsten Saison mit den Celtics zu rechnen sein. Die Buchmacher haben Boston in Sachen NBA-Titel recht klar vorne.


Das wird den Kelten egal sein. Wie vermutlich auch ein Großteil der Diskussionen oder auch die Kritik. Aber eines ist diesem Team zu wünschen: Dass es nun die Wertschätzung bekommt, die es verdient.

© – by kicker.de

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