Warum die Milwaukee Bucks trotz Favoritenstatus scheiterten – NBA – Basketball



Der große Favorit auf den NBA-Titel ist überraschend schon in der ersten Runde der Play-offs rausgeflogen. Das historische Aus erinnert an Dirk Nowitzkis Scheitern mit den Mavs 2007. Bucks-Star Giannis Antetokounmpo zog lieber einen Vergleich mit Michael Jordan.

Der große Favorit scheitert schon in Runde eins: Giannis Antetokounmpo und die Bucks.


Der große Favorit scheitert schon in Runde eins: Giannis Antetokounmpo und die Bucks.

IMAGO/USA TODAY Network


Zum Start der Play-offs prangte eine dicke 16 in der Kabine der Milwaukee Bucks. Die 16 ist so etwas wie die magische Zahl in der NBA-Postseason, so viele Siege benötigt ein Team, um sich am Ende einer langen Saison zum Champion zu krönen. Nach jedem Sieg, also nach jedem Schritt, der Giannis Antetokounmpo und Co. diesem Ziel näherbringen würde, sollte die Ziffer in der Bucks-Kabine ausgetauscht werden, bis am Ende nur noch die eins und dann die null dastehen würde. Eigentlich.


„Das muss die schlechteste Postseason aller Zeiten sein. Wir bleiben bei der 15 stehen“, musste der deprimierte Antetokounmpo am späten Mittwochabend Ortszeit erkennen. Milwaukee gelang nur ein magerer Sieg aus fünf Spielen gegen die Miami Heat, die 126:128-Niederlage nach Verlängerung machte das Aus in den Play-offs endgültig perfekt.


Dabei galt Milwaukee bei den Buchmachern in Las Vegas vor zwei Wochen noch als der große Favorit auf den NBA-Titel, noch vor Teams wie dem amtierenden Champion Golden State Warriors, dem letztjährigen Finalisten aus Boston, der neuformierten Star-Truppe aus Phoenix um Kevin Durant oder den Sixers und Nuggets mit den MVP-Kandidaten Joel Embiid und Nikola Jokic.

Ein Sextett der Enttäuschten


Den Favoritenstatus hatte Milwaukee natürlich auch in der ersten Runde gegen Miami inne, das sich erst über das Play-in-Turnier für die Postseason qualifizierte. Das beste Team der regulären Saison aus der Eastern Conference, Milwaukee, gegen den Achtplatzierten – in der Historie der NBA ist das normalerweise eine eindeutige Angelegenheit.


Seit der Einführung des Play-off-Formats mit 16 Mannschaften im Jahr 1984 – also acht Teams pro Conference – gab es zuvor gerade einmal fünf Fälle, in denen der Achtplatzierte tatsächlich die Sensation schaffte. Nun sind es sechs, ganze elf Jahre nach dem letzten Überraschungssieg.


Damals, in den Play-offs 2012, stürzten die Philadelphia 76ers die Chicago Bulls, deren ehemaliger MVP Derrick Rose verletzt ausfiel. Ein Jahr zuvor schalteten die Memphis Grizzlies die San Antonio Spurs aus, 2007 wurde Dirk Nowitzki mit den Dallas Mavericks nach einer regulären Saison mit 67 Siegen aus 82 Spielen das Opfer der mittlerweile legendären „WeBelieve“-Warriors. Die anderen Überraschungserfolge gehörten den New York Knicks 1999 gegen Miami und den Denver Nuggets 1994 gegen die Seattle SuperSonics – jeweils aber noch in einer Best-of-five-Serie.

Antetokounmpo und der Jordan-Vergleich


Dennoch wollte Antetokounmpo die Saison seines Teams nicht gänzlich als Misserfolg abschreiben. „Im Sport gibt es keinen Misserfolg. Es ist ein weiterer Entwicklungsschritt“, meinte der 28 Jahre alte Grieche. „Michael Jordan hat 15 Jahre gespielt und sechs Championships gewonnen. Waren die anderen neun Jahre also ein Reinfall?“


Du kannst nicht immer gewinnen. Manchmal gewinnen andere und dieses Jahr wird jemand anderes gewinnen. So einfach ist das.



„Du hast gute Tage und du hast schlechte Tage. Du kannst nicht immer gewinnen. Manchmal gewinnen andere“, führte Antetokounmpo weiter aus, „und dieses Jahr wird jemand anderes gewinnen. So einfach ist das.“ Nichtsdestotrotz sei es natürlich „hart“, diese Niederlage zu verdauen.


Sicherlich auch deshalb, weil sich die Bucks das Play-off-Aus zum Teil selbst auf die Fahne schreiben müssen. Natürlich fehlte Antetokounmpo aufgrund von Rückenproblemen in zweieinhalb Spielen gegen Miami – von denen Milwaukee trotzdem eins gewann – natürlich spielte auf der Gegenseite Jimmy Butler eine überragende Serie.

Neue Diskussionen um Bucks-Coach Budenholzer?


Die Bucks standen sich aber auch selbst im Weg, zu sehen auch im finalen fünften Spiel. Der Champion von 2021 setzte zum Beispiel 17 Freiwürfe daneben – allein Antetokounmpo verfehlte 13 Versuche -, Milwaukee schenkte im vierten Viertel eine 16-Punkte-Führung her und im letzten Spielzug der Verlängerung bekamen die Hausherren noch nicht einmal rechtzeitig einen Wurf los, bevor die Zeit ablief.


Dies wird in der Bierstadt wieder zu Diskussionen um Head Coach Mike Budenholzer führen. Einerseits steht er in der Kritik, weil er in Spiel fünf gegen Miami sowohl gegen Ende der regulären Spielzeit als auch der Overtime keine Auszeit nahm, um einen möglicherweise gewinnbringenden Spielzug aufzumalen. Zudem schaffte Budenholzer es nicht, im Laufe der Serie die nötigen Anpassungen – zum Beispiel in der Defense gegen Butler – zu finden, um das Ruder herumzureißen.

Antetokounmpo angriffslustig: „Wir werden zurückkommen“


Nun stehen für die Bucks wichtige Entscheidungen im Sommer an. Der Vertrag von Center Brook Lopez (35 Jahre) läuft aus, Antetokounmpos in dieser Spielzeit lange verletzter Co-Star Khris Middleton (31) kann dank einer Option ebenfalls aus seinem Vertrag aussteigen und Free Agent werden. Generell stellt Milwaukee das mit Abstand älteste Team der gesamten Liga.


Das hinderte Antetokounmpo nach der bitteren Niederlage gegen Miami aber nicht daran, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen. „Nächstes Jahr werden wir zurückkommen und versuchen, besser zu sein. Wir müssen uns gute Gewohnheiten aufbauen, dürfen keine zehntägige Phase oder so haben, in denen wir schlechten Basketball spielen. Und dann, hoffentlich, können wir wieder einen Titel gewinnen.“

© – by kicker.de

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