Weshalb OKC, Webber, Nash und Penny keine Meisterschaft gewannen – NBA – Basketball


Durant-Harden-Westbrook-OKC

Trifft Kendrick Perkins’ Schilderung im „Road Trippin’“-Podcast zu, haben wir es mit dem vielleicht größten Reverse-Recruiting-Prozess der Liga-Geschichte zu tun. Gerade waren die Oklahoma City Thunder erstmals in den Finals gestanden. Gegen Miami hatten sie zwar verloren, angesichts des unglaublich guten, unglaublich jungen Kerns würden sie jedoch mehrfach zurückkehren. Zunächst spielten sowohl James Harden als auch Kevin Durant und Russell Westbrook bei den Olympischen Spielen in London. Unter anderem mit LeBron James und Dwyane Wade. Und Greatness knows nun mal Greatness. Jedenfalls, so sollen Durant und Westbrook nach den Spielen berichtet haben, hätten unter anderem LeBron und Wade Harden zugeflüstert, er sei viel zu gut, um von der Bank zu kommen. „Wir werden James verlieren – und es geht nicht um Geld“, hätten KD und Russ gesagt. Sie behielten Recht. Ob die Saat wirklich aufging lässt sich nicht final klären.

OKC unterbreitete Harden ein Verlängerungsangebot über 55,5 Millionen und 4 Jahre. 4,5 Millionen unter dem maximal Möglichen. Harden lehnte ab. Geld war also durchaus ein Faktor. Am Ende tradeten die Thunder Harden nach Houston. Später gewannen sowohl Harden als auch Durant und Westbrook einen MVP-Award. Serge Ibaka erreichte zwischen 2012 und 2014 drei Mal das All-Defensive First Team. Vorsichtig „What if“ zu hauchen, ist also durchaus angebracht. Zumal OKC die Finals nie wieder sah. 2016 wechselte auch Durant, Westbrook folgte 2019.

Vlade Divac (l.) und Chris Webber (r.) zählten zum Kern der Sacramento Kings.
Vlade Divac (l.) und Chris Webber (r.) zählten zum Kern der Sacramento Kings. imago images/ZUMA Wire

Die Kings um Chris Webber

Was Ende der 1990er als größte Parkett-Show des Planeten begann, entwickelte sich bis 2002 zur nahezu perfekten Symbiose aus Ästhetik und Erfolg. Dabei fühlte sich Chris Webber zunächst ein bisschen wie Napoleon. Nach Sacramento getradet zu werden, kam ein wenig einer Verbannung gleich. Kurzfristig. Denn zur neuen Saison stand Webber mit Peja Stojakovic, Vlade Divac und Rookie Jason Williams auf dem Court. Letzterer versorgte alle mit Pässen, die die NBA nicht einmal aus Erzählungen kannte. Ersterer machte das Feld breit, Divac beschützte den Ring und glänzte als kreativer Passer auf der Fünf.

Dazu ließ Coach Rick Adelman die Kings schnell spielen. Attraktiver wurde es kaum. Allein der ganz große Erfolg blieb aus. Bis 2001 ging es nie weiter als bis in die zweite Runde. Immer waren die Lakers zu groß. Ändern sollte sich alles mit dem Tausch Mike Bibby für Jason Williams. Weniger Spektakel, mehr Erfolg. So schienen die Kings zu denken. Und tatsächlich – mit 61 Siegen rannte Sacramento zum besten Record seiner Geschichte und hatte 2002 auch in Spiel 7 der Conference Finals gegen die Lakers Heimrecht.

Dass die Kings am Ende verloren, sowohl Stojakovic als auch Doug Christie Würfe vergaben, die sie sonst mit maximalem Geleitschutz durch den Ring streicheln, war bitter genug. Hängen blieb jedoch vor allem Spiel sechs. Im Nachgang der Serie kamen sogar Gerüchte auf, die Liga habe die Schiedsrichter angewiesen, die Lakers bestmöglich zu unterstützen. Finals zwischen den Kings und den New Jersey Nets könnten schließlich den TV-Quoten schaden.

Tatsächlich befand sich halb Sacramento in Foultrouble. Divac foulte aus, Webber kassierte früh im vierten Viertel sein fünftes. Die Lakers bekamen allein im Schlussabschnitt 27 Freiwürfe. Beweise gab es nie. Es bleibt ein Mythos. Schlimmer war, dass sich Webber in den Playoffs 2003 schwer am Knie verletzte. Ein Jahr pausierte er und war nie wieder der Alte. Die perfekte Symbiose war Geschichte.

7-Seconds-or-Less-Suns

Shaq war plötzlich weg, im Osten. Dennoch zogen die Suns ihren Plan durch. Da dem Diesel mit traditioneller Größe nicht beizukommen war, versuchte es Phoenix 2004 mit dem Kontrastprogramm. Small Forward Shawn Marion rückte auf die Vier, Power Forward Amar’e Stoudemire auf die Fünf. Den Flügel teilten sich Quentin Richardson und Joe Johnson, die sich bei „normalen“ Teams einen Platz in der Rotation teilen müssten.

Dazu holte Phoenix Steve Nash aus Dallas. Fertig war der mieseste Sandsturm, den die Liga seit längerer Zeit durchleben musste. Niemand hatte mit Phoenix gerechnet. Mit 31 Siegen bei nur 4 Niederlagen starteten die Suns in die Saison 2004/05 und hatten zu den Playoffs die beste Bilanz am Westen. Weshalb? Wusste man selbst nicht. Coach Mike D’Antoni erinnert sich bei The Athletic an ein Gespräch mit seinen Startern. „Jungs, ich weiß auch nicht ganz genau, weshalb das so gut funktioniert“, sagte er. „Wir müssen nur alles in unserer Macht stehende tun, damit es so bleibt.“

Mike D’Antoni: „Ich weiß auch nicht ganz genau, weshalb das so gut funktioniert.“

Wahrscheinlich war die Mischung aus Athletik, Geschwindigkeit und Spacing plus herausragendem Playmaker einfach zu viel für die Liga der frühen 2000er. Bis sich Joe Johnson – er traf in der Saison 48 Prozent seiner Dreier – in Runde zwei der Playoffs 2005 eine Gesichtsfraktur zuzog und die Spurs in den Conference Finals sprichwörtlich (Stichwort: Tim Duncan) eine Nummer zu groß waren. Es folgte ein Microfracture-Eingriff in Stoudemires Knie, ein Trade Johnsons nach Atlanta. Der Erfolg blieb. Phoenix zählte weiter zu den aufregendsten Teams der Liga und prägte vieles, was danach kam. Nur für die Finals reichte es nie.

2006 waren die Mavs in den Conference Finals zu gut. 2007, in den Conference Semi, sprangen nach einem harten Foul von Robert Horry gegen Nash zu viele Bankspieler aufs Feld und erhielten ein Spiel Sperre. Zu Ende ging die Ära gewissermaßen, wie sie begonnen hatte. Um Duncan Physis entgegen stellen zu können, holte Phoenix Shaq und gab Marion ab. Nun war der Diesel ganz nah, die Geschwindigkeit hatte sich verabschiedet – wie wenig später Coach D’Antoni.

Kemp-Payton-Sonics

Konventionen interessierten die Sonics so sehr wie das geistige Wohlbefinden ihres Gegenübers. Wo andere während der 1990er eher methodisch Richtung Lowpost schlichen, trappte Seattle, doppelte, switchte, um nach Ballgewinn kollektiv gegnerische Zonen zu überfallen. Gary Payton stülpte sich über Gegenspieler, während sein schneller Wortstrom eine gemütliche Ecke ihres Gehörgangs okkupierte. Shawn Kemp zertrümmerte Contests am Brett maximal brachial.

Sein Dunk in den Playoffs katapultierte Alton Lister wahrscheinlich auf ewig an die Spitze besonders geplagter Ringbeschützer. Mit einer ganz speziellen Rezeptur stieß das Team von Headcoach George Karl die Liga regelmäßig vor den Kopf. Zweimal zogen die Sonics in die Conference Finals, einmal sogar in die Finals ein.

Nun würde die Konvention von einem der besten Teams der Dekade verlangen, dass es die Kurzzeitabstinenz des Dominators des Jahrzehnts maximal nutzt. Stattdessen umklammerte 1994 Dikembe Mutombo den Spalding (R.I.P.), als wolle er ihn nie mehr hergeben. In fünf Spielen hatten seine Nuggets in Runde eins gerade den Top-Seed eliminiert. Ein Jahr später wiederholte Seattle als Zweitplatzierter das „Kunststück“ gegen die Lakers. Das Ende? Der Anfang? Der Mittelweg. 1996 erreichten die Sonics die Finals. Dummerweise war Michael Jordan mittlerweile zurückgekehrt und hatte sein Basketball-Ich optimiert.

Nach drei Spielen wirkte es, als sei Seattle am Ende. Kemp und Payton schlugen zurück. Doch zu spät. Diesmal umklammerte Jordan den Ball. Weitere Treffen waren dennoch vorprogrammiert. Eigentlich. Im Jahr darauf endete Seattles Postseason in Runde zwei. Zudem brachen die Sonics erneut mit Konventionen. Mit Jim McIlvaine gaben Sie einem, zugegeben großen, Rollenspieler einen noch größeren Vertrag. Der gefühlt unterbezahlte Kemp verstand nur bedingt und wurde wenig später nach Cleveland getradet. Das Ende eines der spektakulärsten Teams der 90er.

Shaquille O'Neal und Penny Hardaway bildeten die Achse der Orlando Magic.
Shaquille O’Neal und Penny Hardaway bildeten die Achse der Orlando Magic. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Shaq-Penny-Magic

Keine Stunde liegt zwischen Orlando und Cape Canaveral, dem vielleicht bekanntesten Weltraumbahnhof der USA. Mit Geschwindigkeit kannte man sich also aus – und nutzte das Knowhow für einen schnellsten Starts der Liga-Geschichte. Nur sechs Jahre ließen sich die Magic nach ihrer Gründung 1989 Zeit, um erstmals in die Finals einzuziehen. GM Pat Williams schien schlicht (fast) alles richtig zu machen.

Ganz oben auf der Erfolgsliste: Shaquille O’Neal, Nummer-1-Pick 1992, und ein Deal beim Draft 1993. Erneut an erster Stelle – ein bisschen Glück gehört auch dazu – zog Orlando zunächst Chris Webber, schickte ihn dann für Penny Hardaway und Picks nach Golden State. Der Anfang des potenziell besten Duos der Liga. Hier, ein gut zwei Meter großer, explosiver Point Guard mit guten Wurf und exzellenter Übersicht. Dort, eine Naturgewalt, die nahezu ungehindert durch Zonen walzte.

1994 kam mit Horace Grant Meisterschaftserfahrung und Physis hinzu. So gelang den Magic, woran zwischen 1991 und 19998 alle scheiterten: Auf ihrem Weg in die Finals schalteten sie in der zweiten Runde den kurz zuvor vom Baseball zurückgekehrten Michael Jordan und seine Bulls aus. Und wer weiß, was passiert wäre, hätte Nick Anderson in Spiel 1 bei drei Punkten Führung nicht vier Freiwürfe in Serie vergeben. So unterlag Orlando den Rockets in vier Spielen. Eine Delle.

„Viele Finals-Teilnahmen und Championships würden folgen. Ganz sicher? Moment. 1996 war Jordan endgültig zurück, Wege zur Meisterschaft für drei Jahre blockiert. Zudem entschied sich Shaq nach der Saison für einen Wechsel zu den Lakers. Das Duo, geformt, um die Liga zu peinigen, sprengte eine Prise Neid, wie Shaq in seinem Podcast später zugab. Zudem suchten Hardaway in den Folgejahren immer wieder Verletzungen heim. Er wurde nie der Superstar, den sein Talent versprach. So schnell es begonnen hatte, war alles wieder zu Ende.

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