Antreiber Schuster: Kompromisslos und zugewandt – Fussball



Als Nachfolger des legendären Christian Streich steht Julian Schuster zwangsläufig im Fokus. In seiner ersten Saisonvorbereitung offenbart der 39-Jährige schon früh eine Vielzahl von Facetten.


Als neuer Coach bei den Breisgauern an der Seitenlinie: Julian Schuster.

IMAGO/Steinsiek.ch


Aus dem Freiburger Trainingslager in Schruns (Österreich) berichtet Thiemo Müller


„Fordernd“ ist der wohl häufigste Begriff, den die SC-Profis verwenden, wenn sie dieser Tage auf ihren neuen Trainer angesprochen werden. Das mag zum einen am Vorbereitungsprogramm liegen, das selbstverständlich auch Julian Schuster seine Schützlinge in gebotenem Umfang und der entsprechenden Intensität absolvieren lässt.


Aber gewiss nicht nur, wie die rund zweieinhalbstündige Einheit an diesem Dienstag zeigte, unter anderem bestehend aus intensiven Spielformen und einer abschließenden Serie von Linienläufen über den kompletten Platz. Der Novize auf dem Freiburger Chefposten betätigte sich dabei keineswegs als stiller Beobachter – sondern als deutlich vernehmbarer Antreiber und Einpeitscher.

Fehler sind dem neuen Coach „scheißegal“ – entscheidend ist die Reaktion darauf


Zu wenig Passschärfe ? „Qualität, wir brauchen die Qualität“, schreit Schuster, schließlich entscheide sich genau daran, ob eine eigene Torchance eingeleitet werde oder eben ein gegnerischer Konter. Stehenbleiben nach Ballverlust? Auch das quittiert der Fußballlehrer sofort mit einem lautstarken Rüffel:  „Junior, zurück, hinter den Ball, hinter den Ball“, bekommt Angreifer Adamu zu hören, so dass es direkt auch sämtliche Kollegen verinnerlichen können. „Fehler“, erklärt Schuster bei der Gelegenheit, seien „scheißegal“.




Entscheidend findet er die Reaktion darauf. Liegenbleiben nach einem nicht geahndeten Foulspiel? Wird ebenfalls nicht gern gesehen. Dass Youngster Johan Manzambi (18) von Merlin Röhl mit der Hand im Gesicht getroffen wird, ist noch lange kein Grund vor Schmerzen zu Boden zu sinken: „Nicht so schlimm, Johan“, ruft Schuster dem jungen französisch-sprachigen Schweizer zu, „komm hoch, allez, allez, allez…“


Der Teenager, der erkennbar nicht geschauspielert hat, folgt pflichtschuldig mit zusammengebissenen Zähnen – und bekommt bei nächster Gelegenheit einen anerkennenden Klaps von seinem Vorgesetzten. Wie übrigens auch Adamu und verschiedene andere Profis, nachdem sie Schuster punktuell ins Gebet genommen hat. Kompromisslos in der Sache und zugleich menschlich zugewandt wirkt der Christian-Streich-Nachfolger, jedenfalls an diesem Dienstag in Schruns.

Der Fall Siquet: Sportlicher Fehlschlag, aber kein Verlustgeschäft


Für einen Vergleich, wie sich die Atmosphäre unter dem 39-jährigen Schuster verändert habe, sei es „noch zu früh“, findet Eigengewächs Kenneth Schmidt (22), der zugleich festhält: „Man kann aber schon sagen, dass wir als Mannschaft gerade wieder echt gut zusammenwachsen.“ Nicht mehr wirklich zurückgefunden in diesen Kreis hat unterdessen Hugo Siquet (22). Der belgische Rechtsverteidiger, bereits in den vergangenen eineinhalb Jahren an Cercle Brügge verliehen, wurde nun fix zu Meister Club Brügge transferiert.


Speziell in puncto Zweikampfhärte schaffte es der fußballerisch hoch Veranlagte letztlich nicht, sich aufs Freiburger Anspruchsniveau zu entwickeln. Insofern geht der 4,5-Millionen-Euro-Transfer aus dem Sommer 2022 als sportlicher Fehlschlag in die Annalen ein, immerhin aber nicht als wirtschaftliches Verlustgeschäft. Angesichts der von Cercle Brügge zuletzt überwiesenen Leihgebühr, der aktuellen Basisablöse plus so gut wie sicher zu erwartender Boni kommt der SC nach kicker-Informationen im Fall Siquet unterm Strich wohl auf eine schwarze Null.

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