Barthels Olympia-Kolumne: Die emotionalen Momente haben gefehlt – NBA – Basketball



Danilo Barthel (32) analysiert für den kicker die deutschen Basketball-Spiele bei Olympia. Der frühere Nationalspieler erklärt, was gegen Frankreich schief lief und warum Deutschland nicht an die Leistungen aus den vergangenen Tagen anknüpfen konnte.


Franz Wagner und das DBB-Team scheiterten an Frankreich

picture alliance / sampics / Christina Pahnke


Die Siegesserie reißt im 14. Spiel. Zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt erwischt die deutsche Nationalmannschaft einen schwarzen Tag und zeigt ihre schlechteste Leistung gegen defensiv gut eingestellte Franzosen. Lediglich 69 Punkte waren in diesem Spiel einfach nicht genug, um das Finale zu erreichen.


Gratulation an Frankreich und Hut ab vor dieser Mannschaft. Für mich ist Head Coach Vincent Collet der MVP dieser Partie. Seine Umstellungen in der Rotation und die dadurch veränderten Rollen haben frischen Wind in das französische Spiel gebracht hat. Spieler wie Rudy Gobert, der in der NBA Defensive Player of the Year wurde, fast komplett aus der Rotation zu streichen, war ein mutiger, aber auch richtiger Schritt. Stattdessen setzte Collet auf Spieler wie Matthias Lessort, Guerschon Yabusele oder Isaia Cordinier, die viel mehr Energie in dieses Team brachten und allesamt überzeugen konnten.

DBB-Team: Das Emotionale hat gefehlt


Genau solche Spielertypen hat die Mannschaft gebraucht und so konnten die Gastgeber auch die rund 12.500, größtenteils französischen Fans immer wieder emotional mitnehmen.



Matthias Lessort brachte Emotionen in die Partie.
IMAGO/Xinhua


Das Emotionale, das ständige Pushen, ist eigentlich eine Stärke der deutschen Nationalmannschaft. In den vergangenen Jahren gelang es immer wieder, dass man emotional Einfluss auf die Mitspieler nehmen konnte und sich gegenseitig zu Höchstleistungen pushen konnte.


Davon war nur zu Beginn etwas zu sehen, als zum Beispiel Franz Wagner in den ersten Minuten einen Dreier traf. Es ist kein Zufall, dass das DBB-Team hier seine beste Phase hatte. Das habe ich danach vermisst, gleiches gilt für die Jubelposen von Dennis Schröder.

DBB-Team: Die kurze Rotation ist ein Risikofaktor


Es gab allerdings kaum eine spektakuläre Aktion, um solche Emotionen zeigen zu können. Phasenweise wirkte die Mannschaft müde und hatte nicht die gewohnte Energie. Meiner Meinung nach könnte die kurze Rotation ein Grund sein. Maodo Lo spielte seit der zweiten Halbzeit gegen Brasilien keine Rolle mehr, im Viertelfinale traf es dann Andi Obst.


Gegen Frankreich setzte Bundestrainer Gordon Herbert zwar wieder auf neun Spieler (die zwölf Sekunden für Niels Giffey können wir ignorieren), doch auf der Gegenseite spielten bei Frankreich gleich elf Akteure, neun davon über zehn Minuten.


Ein so kurzes und anstrengendes Turnier mit gerade einmal acht, neun Spielern zu absolvieren, ist ein Risikofaktor. Es erhöht den Druck sowie die Belastung der Hauptakteure. In der Vorrunde ging das noch gut, aber in der K.-o.-Runde lag eben nur noch ein Tag – anstatt von zwei zuvor – zwischen den Spielen.

Frankreich konzentrierte sich voll auf Dennis Schröder


Auch ich kenne das aus der Zeit unter Herbert in Frankfurt. Wir haben dort teils kurze Rotationen und entsprechend viele Minuten gespielt und das hast du dann in den Knochen gespürt, als sich eine lange Saison dem Ende zuneigte. Wenn du dann auf so ein aggressives und physisches Team wie Frankreich triffst, ist das mental und körperlich eine echte Herausforderung.


Es mag ein Grund sein, warum die deutsche Offensive keinen Rhythmus mehr fand. Die Mannschaft leistete sich ungewöhnlich viele Ballverluste und erzielte nach dem guten Start in den letzten 37 Minuten nur noch 57 Punkte. Frankreich war zudem extrem gut auf Deutschland eingestellt und fokussierte sich dabei insbesondere auf Schröder.


Sie schafften es, ihm in Eins-zu-Eins-Situationen so wenig Raum wie möglich zu geben und halfen sich gegenseitig aus. Nicolas Batum machte das stark und im Pick-n-Roll kam oft schnell das Double Team. So konnte Schröder nicht den gewohnten Einfluss auf das Spiel nehmen.

DBB-Team: Belohnt euch jetzt mit Bronze


Das gab es in der Vergangenheit selten, gleiches gilt für das Fehlen eines echten X-Faktors von der Bank. Sei es Moritz Wagner, Isaac Bonga oder ein Johannes Thiemann, einer brachte immer zusätzliche Produktion oder riss das Team mit. Auch das fehlte an diesem Abend gegen die Franzosen.



kicker-Kolumnist Danilo Barthel
imago images / Sven Simon


So etwas passiert. In solchen K.-o.-Spielen entscheidet oft die Tagesform und so war es auch gegen Frankreich. Dennis hat es nach dem Spiel richtig gesagt: Man kann nicht jedes Spiel gewinnen. Und trotzdem hat diese Mannschaft noch immer die Möglichkeit, ihren Dreijahresplan abzuschließen.


Das Ziel war eine Medaille und das ist noch immer möglich. Es würde diese Mannschaft auf das Level eines der besten europäischen Teams aller Zeiten hieven. Deswegen hier noch mein Appell an das Team: Belohnt euch für eure tollen Vorstellungen im Spiel um Bronze!

© – by kicker.de

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