Basketball-WM: Warum Team USA auf Anthony Edwards vertraut – NBA – Basketball



Kein LeBron James, kein Stephen Curry – trotzdem gehen die USA als der große Favorit in die Basketball-WM (25. August bis 10. September). Eine Blamage wie vor vier Jahren darf sich nicht noch einmal wiederholen – dafür soll vor allem ein neuer, kommender Superstar sorgen.

Soll Team USA zum sechsten Weltmeistertitel führen: Timberwolves-Guard Anthony Edwards.


Soll Team USA zum sechsten Weltmeistertitel führen: Timberwolves-Guard Anthony Edwards.

IMAGO/ZUMA Wire


Ein erster Anflug von Nervosität wehte Anfang August durch die Basketball-affine US-Gemeinde. Bei der WM vor vier Jahren stand mit dem siebten Platz das schlechteste Abschneiden von Team USA in diesem Wettbewerb zu Buche, für 2023 hatten die größten Stars der Nation abgesagt. Und nun auch noch das.


Zum Start der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Japan, Indonesien und auf den Philippinen fand sich das Team der US-Amerikaner zu einem Trainingslager in Las Vegas ein. Als Sparringspartner stellte der Verband das sogenannte Team Select auf, eine Zusammenstellung von weitestgehend jungen NBA-Talenten, die noch nicht ganz bereit sind für eine Berufung in die „echte“ Nationalmannschaft. Doch dieses Team Select gewann die ersten beiden Testläufe auf dem Court.


Bevor aber jemand damit beginnen konnte, sich ernsthafte Sorgen um den WM-Favoriten zu machen, hatte Head Coach Steve Kerr die Gemüter längst wieder beruhigt. Eine „altehrwürdige Tradition“ sei diese Pleite gegen das Team Select, so der 57-Jährige. „Jeder kennt die Geschichte von 1992. In 2019 hat das Team Select uns auch den Hintern versohlt und das ist ja irgendwo auch der Punkt. Du willst eine Herausforderung für unsere Jungs.“


1992, das war der Auftritt vom „Dream Team“ bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Unter anderem mit dabei: Michael Jordan, Magic Johnson, Larry Bird, und, und, und – mehr Talent war nie zuvor in einem Basketball-Team vereint. Und doch verlor diese Startruppe eben auch ein Vorbereitungsspiel gegen das Team Select, das damals aus College-Spielern um den späteren NBA-Star Grant Hill bestand, bevor man die olympische Konkurrenz überrollte.

Anthony Edwards: Der nächste Sprung zum Superstar?


Von einem Dream Team ist der aktuelle WM-Kader weit entfernt. Die ganz großen Namen der NBA fehlen. LeBron James, Stephen Curry, Kevin Durant sind allesamt nicht dabei, um nur ein paar zu nennen. Trotzdem sind die USA Anwärter Nummer eins auf den WM-Titel. Das Aufgebot besticht weiterhin mit jeder Menge NBA-Power – und womöglich einem kommenden Superstar.


Der hört auf den Namen Anthony Edwards. Ein 22 Jahre junger Guard, Nummer-1-Pick im NBA Draft 2020 der Minnesota Timberwolves und vergangene Saison erstmals All-Star in der besten Basketballliga der Welt. Er hat großen Anteil daran, dass die USA in den offiziellen Testspielen vor der WM bei einer Bilanz von fünf Siegen und keiner Niederlage stehen – und die Niederlage gegen Team Select schnell wieder in den Hintergrund rückte.


Er ist ohne Frage der Mann bei uns. Er glaubt echt, dass er jeden Abend der beste Spieler in der Halle ist.


Steve Kerr über Anthony Edwards


So auch beim Spiel gegen Deutschland am vergangenen Wochenende, der Generalprobe vor dem WM-Start. Edwards führte sein Team mit 34 Punkten zum Comeback-Sieg nach zwischenzeitlichem 16-Punkte-Rückstand, kurbelte mit einem spektakulären Dunk über Daniel Theis die Poster-Industrie an und erzielte 14 Zähler allein im letzten Viertel.


„Er ist ohne Frage der Mann bei uns“, lobte Coach Kerr den 1,93 Meter großen Athleten. „Man sieht, dass er das weiß. Das Team weiß es mittlerweile, auch die Fans sehen es langsam … Er glaubt echt, dass er jeden Abend der beste Spieler in der Halle ist.“

Team USA: NBA-Power wohin man schaut


Dieses Selbstbewusstsein begleitet Edwards schon seine gesamte Karriere. Es hat ihn zu einem der besten Scorer in der NBA und nun zur ersten Option in der Nationalmannschaft gemacht – noch vor gestandeneren Spielern wie Brandon Ingram (25 Jahr, New Orleans Pelicans), Jalen Brunson (26, New York Knicks) oder Mikal Bridges (26, Brooklyn Nets).


Hinzu kommen bei Team USA der amtierende Verteidiger des Jahres der NBA, Jaren Jackson Jr. (23, Memphis Grizzlies), der aufstrebende Point Guard Tyrese Haliburton (23, Indiana Pacers) oder Edel-Rollenspieler Austin Reaves (25) von den Los Angeles Lakers, der dank einer deutschen Großmutter und eines deutschen Passes auch ein Kandidat für das DBB-Team war.


Kerr kann sich aus einer Schatulle junger, athletischer und vielseitiger Spieler bedienen, einziges Manko des Teams: die fehlende Länge, die sich auch Deutschland beim Kampf um Rebounds zu Nutze machte. Das Testspiel gegen das DBB-Team war daher ein guter Test, den Edwards und Co. bestanden haben

Eine neue Generation von NBA-Stars


„Man, das hat Spaß gemacht“, lautete das Fazit von Edwards, der erst im Sommer eine bis zu 260 Millionen Dollar schwere, vorzeitige Vertragsverlängerung bei den Timberwolves unterschrieben hat. „Ich hatte schon seit einer Weile nicht mehr so viel Spaß. Das war aufregend. Wir lagen ziemlich weit hinten, das waren mal echte Widrigkeiten.“


Die USA treten vielleicht nicht mit LeBron, Curry und Co. bei dieser WM an, sind aber nicht minder gefährlich. Es ist eine neue Generation, die insbesondere in Person von Edwards oder auch Haliburton kurz vor dem Schritt zum absoluten Superstar steht.


„Wenn man an die Basketball-Teams der USA über die Jahre denkt … viele junge Spieler haben bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen einen Sprung gemacht“, meinte Kerr und hatte dabei sicherlich auch Größen wie zum Beispiel Durant bei der WM 2010 im Hinterkopf. Damals hatte der heute 34-Jährige erst drei Jahre NBA-Erfahrung auf dem Buckel und wurde in der Vorsaison erstmals zum All-Star gewählt. Genau wie Edwards 2023. „Für mich fühlt es sich so an, als ob Anthony diesen Sprung gerade macht.“

Der Angst-Faktor vor Team USA hat gelitten


Durant führte die USA damals als wertvollster Spieler des Turniers zum vierten von mittlerweile fünf WM-Titeln – auf Edwards wartet nun die gleiche Aufgabe. In der Gruppenphase sollte die Star-Truppe mit Neuseeland, Griechenland und Jordanien keine Probleme bekommen – gleichzeitig betonte Haliburton: „Der Angst-Faktor bei den Gegnern ist etwas raus.“ Dafür hat auch das schlechte Abschneiden 2019 gesorgt.


Dennoch: Die wirklichen Stolperfallen werde wohl erst nach der Vorrunde warten. Bis dahin hat Kerr noch genug Zeit, die besten Aufstellungen für das Team, das sich noch nicht gänzlich in- und auswendig kennt, herauszufiltern.


„Wir fahren mit dem Gefühl nach Manila, dass wir noch Raum für Verbesserungen haben“, sagte Kerr vor der Reise auf die Philippinen, wo die Amerikaner ihre Vorrundenspiele bestreiten werden. „Aber wir fahren auch mit einer Menge Selbstbewusstsein dorthin. Die Jungs mögen sich, sie spielen gut zusammen, sie kämpfen.“ Und sie haben einen womöglich aufgehenden, neuen Stern.

© – by kicker.de

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