Maodo Lo im Interview: „Die Chemie ist hervorragend“ – NBA – Basketball



Bei der Heim-EM im vergangenen Jahr war Maodo Lo (30) einer der Leistungsträger der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Nun will er bei der Weltmeisterschaft in Asien erneut für Furore sorgen. Im kicker-Interview spricht der gebürtige Berliner über die WM-Chancen und seine Karriere.


Am Freitag beginnt in Japan, Indonesien und auf den Philippinen die Basketball-Weltmeisterschaft 2023. Deutschland startet am Freitag (14.10 Uhr MESZ) gegen Japan ins Turnier, trifft dann am Sonntag (10.30 Uhr) auf Australien und am 29. August (9.30 Uhr) auf Finnland. Alle WM-Spiele sind auf „MagentaSport“ zu sehen, die deutschen Duelle sogar kostenfrei.


Seit drei Wochen stimmt sich das DBB-Team auf die WM ein. Wie bewerten Sie die bisherige Vorbereitung, Herr Lo?


Die Vorbereitung läuft gut, wir kommen mehr und mehr zusammen als Mannschaft. Wir hatten bislang sehr schwierige Gegner und gute Spiele. Das wird uns helfen für die WM.

Frühes Play-off-Aus mit Alba begünstigt WM-Form


Wie geht es Ihnen persönlich? Sie spielen im Grunde seit zwei Jahren durch, wie stecken Sie diese Dauerbelastung weg?


In der Vorbereitung geht es mir von Tag zu Tag besser. Diesen Sommer hatte ich etwas länger frei, weil wir mit Alba Berlin schon im Viertelfinale der Play-offs ausgeschieden sind. Deswegen hatte ich mal drei, vier Wochen freie Zeit, was ich in meiner Karriere sehr, sehr lange nicht hatte.


War es für Sie eine Option, die WM abzusagen?


Ich muss ehrlich sagen, wenn wir bis zum Bundesliga-Finale Ende Juni gespielt hätten, wäre es für mich eine schwere Entscheidung gewesen, da mein Körper dieses Jahr sehr, sehr viele Schwierigkeiten hatte.


Stichwort Entscheidung: Es gab vor Beginn der Vorbereitung Aufregung um Äußerungen von Dennis Schröder über Maxi Kleber. Am Ende sagte Kleber für die WM ab. War das ein großes Thema im Team?


Es war Thema, als das auch in den sozialen Medien hochkochte. Ich denke, da wurde schon viel gesagt und geschrieben. Sobald die Vorbereitung begonnen hat, war das für uns als Mannschaft sowieso kein Thema mehr.

Schröder und Wagner sind die Führungsspieler


Von außen schien die Teamchemie im Vorjahr der Schlüssel zum Erfolg und für den ersten Medaillengewinn seit 2005. Ist der Zusammenhalt in diesem Jahr ähnlich?


Die Team-Chemie ist ähnlich, da wir fast den gleichen Kader haben. Moritz Wagner ist dazugekommen, der letztes Jahr schon viel Zeit mit uns verbracht hat, aber verletzt war. Das gilt auch für Isaac Bonga. Und dazu noch David Krämer. Die Chemie ist wieder hervorragend.


Dennis Schröder hat sich in den vergangenen Jahren zum Anführer entwickelt. Welche Rolle spielt er teamintern?


Er ist der Führungsspieler zusammen mit Franz Wagner. Dennis ist unser Kapitän und führt auch im Training extrem an, er gibt die Intensität vor.


Auch der Führungsstil von Bundestrainer Gordon Herbert wird oft gelobt. Was zeichnet ihn aus?


Es ist ähnlich wie im vergangenen Jahr. Er hat eine gute Mischung aus Autorität und Freiheit, die er uns Spielern gibt.

„Franz ist der Wahnsinn“


Letztes Jahr war Franz Wagner der Shootingstar bei der EM, abseits des Parketts wirkt er oft zurückhaltend. Wie ist es, mit dem wohl größten Basketball-Talent Deutschland zu arbeiten?


Franz ist der Wahnsinn. Er ist ein ganz ruhiger, lieber, witziger Kerl. Ein guter Junge, ein guter Charakter. Und er ist spielerisch seinem Alter weit voraus. Er ist noch so jung, da kann man noch nicht davon reden, dass er sein Potenzial schon ausgeschöpft hat. Franz ist ein unglaublicher Spieler, und ich bin gespannt, wo seine Karriere noch hinführt.


In der WM-Gruppenphase trifft Deutschland auf Japan, Finnland und Australien. Wer ist aus Ihrer Sicht der schwierigste Gegner?


Wir haben generell eine sehr schwere Gruppe. Japan hat den Heimvorteil. Finnland spielt bisher supergut. Australien ist sehr gut besetzt. Das sind alles sehr schwere Gegner.


Und wen zählen Sie zu den Topfavoriten auf den Titel?


Natürlich die USA (gegen die Deutschland bei der Generalprobe nach 16-Punkte-Führung mit 91:99 verlor, Anm. d. Red.). Aber Frankreich hat auch immer eine starke Mannschaft. Außerdem sind Kanada und Australien sehr gefährlich. Es gibt schon einige sehr gute Teams in diesem Jahr.


Haben Sie sich ein persönliches Ziel für diese WM gesetzt?


Ich habe mir persönlich kein statistisches Ziel gesetzt. Ich möchte viel lieber meine Stärken einbringen und wieder einen erfolgreichen Sommer mit der Mannschaft haben. Vielleicht mit einer Olympia-Qualifikation am Ende – das wäre ein schöner Erfolg.

NBA? „Das habe ich in meiner Karriere schon oft gehört“


Bei der EM 2022 haben Sie groß aufgetrumpft, Dennis Schröder prognostizierte Ihnen sogar den Sprung in die NBA – ist das noch eine Option für Sie?


Klar ist es immer schön, wenn jemand sagt, dass man es schaffen würde, aber das habe ich in meiner Karriere schon öfter gehört. Ich war in Situationen, in denen ich für den Sprung infrage kam. Aber am Ende des Tages kam kein Vertragsangebot. Die NBA ist die Liga, in der viele spielen wollen. Wenn es noch passieren sollte, dann passiert es. Und wenn nicht, dann ist es auch in Ordnung für mich. Mein Ziel ist es, weiterhin Spaß im Basketball zu haben, mich weiterzuentwickeln und Erfolge zu feiern. Vor allem aber auch, die Leidenschaft auszuleben. Das alles kann ich auch in Europa machen.


Allerdings vorerst nicht mehr in Deutschland. Sie werden zur neuen Saison Alba Berlin den Rücken kehren und stattdessen bei Euroleague-Starter Mailand spielen. Was hat Sie am Ausland gereizt?


Ich habe jetzt lange genug in Deutschland gespielt, ich wollte einfach noch mal das Ausland ausprobieren, eine andere Mannschaft, eine andere Liga, ein anderer Basketball.


Können Sie sich denn vorstellen, noch mal nach Deutschland zurückzukehren?


Am Ende meiner Karriere oder wann auch immer noch mal in Deutschland zu spielen, dem Land aus dem ich komme – ja, das wäre schön.

Interview: Frederik Paulus

© – by kicker.de

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