Bauermanns WM-Kolumne: Was die deutsche Mannschaft so stark macht – und Dennis Schröder einzigartig – NBA – Basketball



Dirk Bauermann (65) analysiert für den kicker die deutschen WM-Spiele. Nach dem Sieg gegen Australien hebt der Ex-Bundestrainer zwei DBB-Akteure hervor – und erklärt, wie die DBB-Auswahl den Mitfavoriten aus Down Under besiegen konnte.

Dennis Schröder führte das deutsche Team an.


Dennis Schröder führte das deutsche Team an.

IMAGO/AFLOSPORT


Das war ein überragender Sieg der deutschen Mannschaft. Sie wurde getragen von einer dominanten Vorstellung von Dennis Schröder, der das Spiel hervorragend kontrolliert hat und immer da war, wenn man sein Scoring brauchte. Er hat fast keine Fehler gemacht, obwohl der Ball so oft in seinen Händen war.


Im Sport ist alles zyklisch. Diese Mannschaft hat sicher momentan den Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit erreicht, den sie noch über zwei, drei oder vier Jahre halten kann. Derjenige, der das mehr als jeder andere verkörpert, ist Dennis Schröder. Er ist wahrscheinlich der beste Aufbauspieler, wenn nicht einer der besten drei Spieler überhaupt bei diesem Turnier. Das war schon ein Spiel von allerhöchster Qualität.


Sein kongenialer Partner Maodo Lo hat gezeigt, dass er auch nach schwächeren Partien wie gegen Japan, auf der Weltbühne zu Großem fähig ist. 20 Punkte gegen Australien, das ist schon etwas Besonderes.


Der Dreier in der Schlusssekunde eines wichtigen Ballbesitzes, der verloren schien, mit Brett zu erzielen – das war wie ein Dolchstoß in den Rücken des Gegners. An solchen Tagen fallen dann eben auch Würfe wie dieser in den Korb.

Das DBB-Team bekam Patty Mills am Ende komplett in den Griff


Insgesamt war das eine tolle Leistung einer Mannschaft, die in den letzten Jahren vor unseren Augen gereift ist, die emotional extrem stark ist. Den Zusammenhalt und die Chemie spürt man, auch wenn man tausende von Kilometern weg ist und das Spiel am TV schaut. Sie hat heute sehr, sehr gute verteidigt. Sie hat gut reagiert gegen das schnelle und Eins-gegen-eins-Spiel der Australier.


Am Ende hat das DBB-Team auch Patty Mills, der am Anfang überragend war, aus dem Spiel genommen, ihn zu Ballverlusten gezwungen und von außen nicht mehr zur Geltung kommen lassen. Das war eine überragende Leistung der Mannschaft auf beiden Seiten des Feldes. Die Körpersprache, die Präsenz war sicherlich stärker als die der Australier.


Ich finde, dass Gordon Herbert deutlich die besseren Antworten hatte als sein Gegenüber, Australiens Trainer Brian Goorjian, der aus meiner Sicht zwei drei Fehlentscheidungen getroffen hat. Ich würde aber nicht sagen, dass das der deutschen Mannschaft unmittelbar geholfen hat – am Ende musste sie dieses Spiel selbst gewinnen.


Kontinuität ist ein wichtiges Stichwort dabei. Die Rollen und die Identifikation sind sehr wichtig. Am Ende auch belohnt zu werden gegen so eine stark besetzte Mannschaft wie Australien ist besonders schön. Das gibt unfassbar viel Schwung für die nächsten WM-Spiele.


Dirk Bauermann (65) hat mit der deutschen Nationalmannschaft um Dirk Nowitzki 2005 EM-Silber gewonnen und die DBB-Auswahl insgesamt gut acht Jahre gecoacht (WM 1994, 2003 bis 2011). Mit Leverkusen und Bamberg gewann Bauermann als Trainer unter anderem neun Deutsche Meistertitel. Mit Tunesien gewann er 2021 die Afrikameisterschaft. Inzwischen ist er wieder für den Deutschen Basketball-Bund als Koordinator im Nachwuchsbereich tätig.

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