Deutschland hält gegen die USA mit: Der WM-Titel war kein Zufall – NBA – Basketball


Es waren durchaus Parallelen zum Vorbereitungsspiel vor einem Jahr in Abu Dhabi zu erkennen. Deutschland hielt lange gut mit, erspielte sich im dritten Viertel eine Führung und musste sich am Ende aufgrund eines US-Runs mit 88:92 geschlagen geben. Ein Omen für das Olympische Turnier? Vielleicht, aber wenn diese Partie eines gezeigt hat, dann, dass Deutschland auch gegen diese amerikanische Auswahl nicht chancenlos ist.

Am Ende brauchte es schon einen Kraftakt von LeBron James, dem klar besten Spieler der US-Amerikaner, damit die USA ihre weiße Weste bewahren konnten. Um die USA zu schlagen, braucht es ein perfektes Spiel, das gelang nicht. Einige Kleinigkeiten fehlten dann eben doch für den Upset, doch im Hinblick auf Olympia ist es womöglich gar nicht so schlecht, dass die Truppe von Gordon Herbert noch einmal aufgezeigt bekam, an welchen Stellen das Team noch besser werden kann.

DBB: Der WM-Titel war kein Zufall

Was diese Partie wieder ganz schön zeigte und was wir vor einigen Tagen hier auch schon anmerkten: Das größte Faustpfand der Mannschaft bleibt die Eingespieltheit und die klare Rollenverteilung. Vor allem im dritten Viertel zerlegte der DBB die Defense der USA in alle Einzelteile und erspielte sich dabei einen guten Wurf nach dem anderen, völlig egal, welches Lineup die USA aufboten.

Deutschland bekam leichte Punkte aus dem Pick’n’Roll, es gab abseits des Balles viel Bewegung und es wurde ständig gecuttet. Genau so hat man gegen die USA eine Chance, die eben nicht über diese Automatismen verfügen und mehr über ihre individuelle Klasse kommen müssen.

Basketball: Länderspiel, Deutschland - Japan, Uber Arena. Deutschlands Trainer Gordon Herbert verfolgt das Spiel.
Gordon Herbert ist der Bundestrainer des DBB. picture alliance/dpa

Auch da machte es Deutschland in der Defense meist gut. Hier und da hatten die Deutschen bei offenen Curry-Dreiern etwas Glück, doch die meiste Zeit wurde richtig rotiert und die Abschlüsse am Korb wurden schwer gemacht. Physisch hielt die Mannschaft voll dagegen und hatte nur in Halbzeit eins etwas Pech mit der sehr kleinlichen Linie der Referees. Defense und Physis bilden das Fundament, so bleibt der DBB in jedem Spiel.

Deutschland gelangen in der Defense acht Steals, sie schnappten sich 14 Offensiv-Rebounds und machten daraus 16 Punkte. Man gewann das Possession Game, insgesamt nahmen die Mannen von Bundestrainer Gordon Herbert 13 Würfe mehr als die USA und waren so mit einer Feldwurfquote von nur 36 Prozent nah am Sieg.

Gleichzeitig zeigte sich das Team äußerst variabel. Unter Herbert warf man meist nicht so viel Dreier, diesmal waren es satte 45 Versuche. Die Quote war ausbaufähig (29 Prozent), aber gegen die unfassbare Länge der Amerikaner unter dem Korb war das ein probates Mittel. Erwischt zum Beispiel Schröder einen normalen Abend (3/11 Dreier), dann kann das Spiel auch anders ausgehen.

Und genau das ist der Punkt. Natürlich fehlten im Vorjahr bei einigen Teams diverse Stars, insbesondere bei den USA und doch zeigte dieser Abend in London erneut, dass sich der DBB nicht verstecken muss. In seiner Gesamtheit gehört diese Mannschaft zur Weltspitze.

DBB: Dennis Schröder mit viel Licht, aber auch Schatten

Apropos Schröder. Für ihn war es ein sehr wechselhaftes Spiel, das mit einem Double-Double aus 13 Punkten und 10 Assists zu Ende ging. Sein Playmaking war exzellent, er leistete sich gegen den Druck der Amerikaner durch Jrue Holiday oder Derrick White keinen einzigen Ballverlust und spielte offensiv lange Zeit überlegt. Mehrfach fand er Andi Obst an der Dreierlinie, dazu bleibt sein Pick’n’Roll mit Daniel Theis eine Augenweide.

DBB vs. USa

Andererseits – und nun kommt das Aber – traf der Braunschweiger gegen Ende des Spiels nicht immer die besten Entscheidungen. Im vierten Viertel vergab Schröder jeden seiner fünf Würfe und nahm in den letzten Minuten mehrere Jumper, als die Shot Clock noch nicht einmal 12 anzeigte. An einem Abend, an dem Schröder nur drei seiner 15 Würfe traf, ist das nicht optimal.

So ist es eben mit dem Point Guard, der immer mal wieder solche Spiele hat (man erinnere an das WM-Viertelfinale gegen Lettland), dennoch aber unverzichtbar für diese Mannschaft ist. Herbert schenkt Schröder das Vertrauen, vor allem in solchen Spielen. Und klar ist auch: Wenn Deutschland eine Medaille gewinnen will, dann nur mit einem Schröder, der Spiele wie diese in engen Phasen an sich reißt.

DBB: Andi Obst war der beste Shooter auf dem Feld

Ohne in den Boxscore zu schauen, wie war die Dreierquote von Andi Obst an diesem Abend? Gefühlt waren es 7/10, doch die nackten Zahlen sagen „nur“ 5/11 aus der Distanz. Wie gesagt, es fühlte sich mehr an, auch weil jeder Obst-Dreier wieder eine enorme Bedeutung hatte. Für den Bayern-Guard war das ein echtes Highlight, schließlich spielte er gegen sein Idol Stephen Curry und konnte mit Fug und Recht behaupten, dass er an diesem Abend der beste Shooter auf dem Feld war.

Und auch vom „Chefkoch“ selbst gab es Lob für die Leistung des Mannes mit der Nummer 42. „Er ist ein großartiger Schütze. Das habe ich letztes Jahr gesehen und auch heute. Sein Wurf ist so schnell und er hat keine Angst abzudrücken. Jemand wie ihn muss man jederzeit im Blick haben.“

Das taten die Amerikaner nicht immer, gerade Curry verlor Obst einige Male aus den Augen, und Obst wusste dies zu bestrafen, unter anderem auch mal wieder mit einem Vierpunktspiel. Nach der Partie sprach Obst davon, gegen sein Idol extra motiviert zu sein und so sah es schließlich auch aus.

Für Deutschland ist es ein gutes Zeichen. Trifft Obst mehr als 40 Prozent von draußen bei Olympia, dann ist diese Mannschaft noch einmal um Längen besser.

DBB: Nick Weiler-Babb ist zurecht mit dabei

Das Team ist bekanntlich im Prinzip das Gleiche wie im Vorjahr, doch mit Weiler-Babb gibt es zumindest eine kleinere Änderung in der Rotation. Und gerade in Matchups wie gegen die USA ist der Bayern-Guard sehr wertvoll. Zwar waren es nur 9 Minuten für NWB, doch vor allem in der zweiten Halbzeit machte Weiler-Babbs Defense einen Unterschied.

Im Vorjahr hatten die Deutschen überhaupt keine Lösungen für Anthony Edwards, diesmal war es Weiler-Babb, der mit Physis und sehr aktiven Händen dagegenhielt. Neben Schröder und Isaac Bonga ist NWB damit der dritte gute Verteidiger am Perimeter und macht den DBB dort noch einmal besser.

DBB: Das fiel sonst noch auf

1.       Der DBB hatte vor den USA Respekt, aber keineswegs Angst. Sie zogen entschlossen zum Korb und nahmen es in Kauf, auch einmal böse abgeräumt zu werden. So etwas passiert, siehe Isaac Bonga im zweiten Viertel.

USA Basketball Showcase: USA - Deutschland; 22.07.2024 Isaac Bonga (Deutschland, 0) im Sprung, Joel Embiid (USA, 11) USA Basketball Showcase: USA - Deutschland; The O2 Arena, London am 22.07.2024 *** USA Basketball Showcase USA Germany 22 07 2024 Isaac Bonga Germany, 0 on jump, Joel Embiid USA, 11 USA Basketball Showcase USA Germany The O2 Arena, London on 22 07 2024 Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS Wunderlx
Isaac Bonga wurde von Joel Embiid böse abgeräumt. IMAGO/Beautiful Sports

2. Womöglich waren es auch die Foulprobleme von Dennis Schröder in der ersten Halbzeit, dennoch kann es sich Herbert auf diesem Niveau nicht erlauben, Lineups ohne Schröder und Franz Wagner aufs Feld zu schicken. Das Bank-Lineup hatte in der ersten Halbzeit große Probleme, auch wenn der gute Moritz Wagner (12 Punkte, 7 Rebounds) ein wenig Schaden anrichten konnte. Ohne die beiden Eckpfeiler des Teams fehlt jedoch der offensive Punch.

3.       Im ersten Viertel passierte einige Male das, was nicht gegen die USA passieren darf – einfache Zähler in Transition. Auch deswegen legten die USA einen 21:2-Lauf hin, später machten es die Deutschen besser und zwangen die USA häufiger zu Halbfeldbasketball, wo sie ihrer Defense mehr vertrauen konnten.

4.       Samstag wird es ernst. Um 13.30 Uhr steigen die DBB-Männer bei Olympia ein, dann wird Japan der erste Gruppengegner sein, die man am Freitag in Berlin souverän mit 104:83 schlug. Komplettiert wird die Gruppe B von Brasilien und Gastgeber Frankreich. Die USA steigen am Sonntag in der Gruppe C gegen Serbien ein, dazu warten der Südsudan und Puerto Rico.

© – by kicker.de

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