Florian Wirtz über über EM-Frust, Ziele, Karriereplan – Fussball



Er ist der Star im hochkarätigen Leverkusener Kader: Florian Wirtz. Nach dem Double und vor seinem ersten Jahr in der Champions League spricht der Nationalspieler über EM-Frust, Ziele, Karriereplan, Titelrennen und ein „nicht witziges“ Video.


Leverkusens wohl begabtester Spieler: Florian Wirtz.

IMAGO/Martin Hoffmann


Aus Leverkusens Trainingslager in Donaueschingen berichtet Stephan von Nocks


Im Sportdress und Saunaschuhen betritt Florian Wirtz das Kaminzimmer im Leverkusener Teamhotel „Der Öschberghof“. Dort spricht der 21-Jährige ganz entspannt über…


…von EM-Aus: Es war schon sehr enttäuschend, weil man am Ende darauf gehofft hat, dass man es ins Elfmeterschießen schafft. Wir hatten ja sogar noch ein paar Chancen, um noch zu gewinnen. Es dauert natürlich ein paar Tage, manchmal auch Wochen, das zu verarbeiten. Aber die Spanier haben auch am Ende verdient das Turnier gewonnen. Wir können stolz auf unsere Leistung sein. Deswegen kann man auch Positives mitnehmen und muss sich nicht nur wegen eines Spiels runterziehen lassen. Daher bin ich jetzt wieder vom Kopf her frei und freue mich auf neue Aufgaben.


… den Hype um ihn und Jamal Musiala bei der EM: Man hat auf jeden Fall schon gemerkt, dass mit jedem Spiel immer mehr Feuer entfacht wurde. Auch bei den Fans und im Stadion wurde es jedes Mal ein bisschen lauter. Es war einfach schön, dass wir es geschafft haben, dass die Leute wieder Spaß an der Nationalmannschaft haben. Das war auch ein Ziel.

Highlights statt das ganze Spiel


… seinen persönlichen Umgang mit der Niederlage: Ich habe mir ab und zu schon nochmal die Highlights angeguckt, weil es einen schon interessiert, welche Chancen es wirklich gab. Wir hatten ja einige. Ich gucke mir dann schon gerne nochmal an, was wir besser machen konnten. Aber bei so einem Spiel ist es nicht das ganze Spiel, weil dann nochmal diese Gefühle hochbekommen, die man gar nicht haben will. Deswegen versuche ich lieber, alles auf die Seite zu drängen und mich mit anderen Sachen abzulenken. Wenig auf Social Media zu sein und mir nicht das die ganze Zeit angucken zu müssen. Aber mein Tor habe ich mir natürlich gerne angeguckt.


… seine bevorstehende erste Teilnahme an der Champions League: Ehrlich gesagt denke ich noch gar nicht an die Champions League. Im Moment konzentriere ich mich eher so darauf, dass ich wieder reinkomme, dass ich wieder richtig fit werde. Aber ich freue mich, wenn es losgeht und ich auch mal die Hymne live auf dem Platz miterlebe.


… den Fakt, dass Spieler in seinem Alter wie Musiala schon in ihre vierte oder fünfte Campions-League-Saison gehen: Ich will ein sehr guter Fußballer werden und deswegen will ich mich da auch mit den anderen messen. Ich gucke jetzt nicht auf die anderen Spieler aus meinem Jahrgang, die auch gut sind, sondern ich will es mir persönlich selber zeigen, was ich draufhabe und was ich in der Champions League reißen kann. Wenn man ein großer Spieler werden will, dann muss man auch in die Champions League.


Einen Fahrplan habe ich nicht.



… seine Zukunft und einen Wechsel zu einem absoluten Topklub: Ich habe keinen Fahrplan, also noch gar keine Idee in meinem Kopf, was das anbelangt. Ich bin jetzt gerade wirklich froh, wieder Fußball spielen zu dürfen nach der Sommerpause. Ich versuche jetzt erst mal, wieder mit der Mannschaft meine Ziele zu erreichen. Dann wird sich irgendwann zeigen, was passiert – aber einen Fahrplan habe ich nicht.


… die Punkte, in denen er sich weiterentwickeln kann: Ich kann in jeder Kategorie noch besser werden. Ich kann schneller werden, ich kann kopfballstärker werden – alles mögliche. Es geht einfach darum, dass man mit der Mannschaft erfolgreich ist und ich dafür verantwortlich bin, dass meine Mannschaft gut ist. Das ist mein Ziel. Und natürlich, dass ich verletzungsfrei bleibe und mich auch körperlich weiterentwickeln kann.


… den Titelfavoriten in der Liga: Die Bayern haben ein paar Spieler geholt, die sie natürlich verstärken werden. Aber ich glaube, dass der Unterschied auf jeden Fall nicht mehr so groß ist wie er in den vergangenen Jahren zwischen Bayern und den anderen Topmannschaften war. Deswegen verstecken wir uns vor keinem. Wir werden nicht arrogant an die Sache rangehen, sondern wir wissen, dass trotzdem Bayern München in der Liga spielt. Wir versuchen natürlich, sie zu schlagen, aber es ist trotzdem Bayern München und die muss man immer auf dem Zettel haben.




… die engere Liga-Spitze: Auch Leipzig und Stuttgart haben in der vergangenen Saison ziemlich guten Fußball gespielt. An der Spitze sind die Klubs ein bisschen enger zusammengerückt, und ich glaube, dass die Liga davon profitiert, dass die anderen Mannschaften auch aufschließen.


… die Hängepartie um den zum FC Bayern wechseln wollenden Jonathan Tah: Er würde uns natürlich helfen, wenn er bleibt. Er hat uns letzte Saison sehr gut angeführt. Ein Führungsspieler, der wichtig für die Mannschaft ist. Deswegen wäre ich froh, wenn wir ihn weiter in unserer Mannschaft haben.


… sein viral gegangenes Video, dass er am liebsten Kartoffeln isst, auf das er überall angesprochen wird: Also unterhaltsam finde ich es nicht. Ich und Leute, die mich kennen, haben gar nicht verstanden, warum das so durch die Decke gegangen ist. Ich glaube, die Leute haben sich ein bisschen darüber lustig gemacht, wie ich das gesagt habe. Aber es ist ja eigentlich nichts Schlimmes. Ich stehe dazu, ich mag trotzdem gerne Kartoffeln. Aber wenn mir das die ganze Zeit von links und rechts zugerufen wird, versuche ich es einfach zu ignorieren. Es belastet mich nicht, aber irgendwann ist es dann auch einem Punkt angelangt, dass es nicht mehr so witzig ist.

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