Olympia 2024: Sambia und die „beste Stürmerin der Welt“ – Fussball



Zum Abschluss der Olympia-Gruppenphase müssen die DFB-Frauen liefern. Mit Sambia wartet ein Gegner, der dem deutschen Team schon einmal wehgetan hat – und sich auch in den USA Achtung verdiente.


Stets mit Zug zum Tor: DFB-Gegner Sambia.

IMAGO/Zink


„Ihre Umschaltfähigkeit ist besser als die jeder anderen Mannschaft, die ich im Weltfußball gesehen habe“, sagte Emma Hayes jüngst im Gespräch mit Das Frauenspiel und ergänzte: „Wenn Sambia in Form ist, hat es wahrscheinlich die beste Stürmerin der Welt.“


Es sind große Aussagen der US-amerikanischen Nationaltrainerin, die auf den ersten Moment verwundern mögen. Schließlich reisten „Shepolopolo“ als 64. der FIFA-Weltrangliste und somit auf dem Papier schwächstes der zwölf qualifizierten Teams zum olympischen Fußballturnier, an dem sie erst einmal teilnahmen – und 2021 bereits in der Vorrunde scheiterten. Auch der Auftakt 2024 gegen die US-Girls ging schief, gegen Australien verlor man anschließend trotz 5:2-Führung noch mit 6:5, weshalb Sambia zum Weiterkommen einen Kantersieg braucht. Doch der DFB-Elf kann man ungeachtet dessen noch das Turnier vermiesen.

Banda lehrt DFB-Elf das Fürchten


Dass Sambia in einer Gruppe mit den USA, Australien und der DFB-Elf trotz Außenseiterrolle nicht gänzlich chancenlos antrat, liegt unter anderem an besagter „bester Stürmerin der Welt“ – Barbra Banda. Eine 24-Jährige, die wegen zu hoher Testosteron-Werte einst den Afrika-Cup verpasste – und mit der das deutsche Team bereits schmerzhafte Erfahrungen machen musste.


Vor etwas mehr als einem Jahr absolvierte die damals noch von Martina Voss-Tecklenburg trainierte Mannschaft einen letzten Test vor der WM-Endrunde, die bereits nach der Gruppenphase ein jähes Ende finden sollte. Abgezeichnet hatte sich das desolate Turnier bereits bei ebenjener Begegnung in Fürth, die Sambia trotz eines DFB-Ausgleichs in vermeintlich letzter Minute doch noch mit 3:2 für sich entschied.


Dreimal leistete sich die DFB-Elf grobe Fehler im eigenen Spielaufbau, dreimal schaltete Sambia blitzschnell um und bestrafte den zweimaligen Weltmeister eiskalt. Banda traf selbst zum 1:0, leitete das 2:0 ein und markierte in der zwölften Minute der Nachspielzeit den Endstand. Trotz Sambias Vorrunden-Aus auch bei der anschließenden WM in Australien und Neuseeland sorgte die Mittelstürmerin für Furore – und stieg durch ihren Wechsel von Shanghai zu Orlando Pride gegen eine Ablöse in Höhe von 680.000 Euro im Frühjahr dieses Jahres zur zweitteuersten Spielerin der Welt auf.

Stürmerin mit Tor-Garantie


In zwölf Spielen stand die körperlich starke, schnelle Mittelstürmerin seither in der National Women’s Soccer League auf dem Platz und führt mit zwölf Toren für den aktuell noch ungeschlagenen Tabellenführer die Torjägerinnen-Liste der NWSL an.


In dieser Liste taucht auch Rachael Kundananji auf. Die Stürmerin traf bislang zwar erst zweimal in der US-Liga, übertrifft Banda aber in einer anderen Sache: Durch ihren ebenfalls zu Jahresanfang vollzogenen, im Gesamtpaket über 800.000 Euro schweren Wechsel von Madrid zum neugegründeten Bay FC führt sie die Liste der teuersten Spielerinnen an.

Skandale begleiten sambisches Team


Doch den sambischen Verband beschäftigen nicht nur positive Schlagzeilen, auch außersportliche Themen prägen das Team. Neben den bereits erwähnten Diskussionen um Banda überraschte auch die Nominierung Kabange Mupopos. Die Offensivspielerin, die bereits als 400-Meter-Läuferin an Olympischen Spielen teilgenommen hatte, wurde 2017 aufgrund von Testosteron-Dopings für vier Jahre gesperrt, kehrt nun in anderer Rolle zu Olympia zurück – im Team des umstrittenen Nationaltrainers Bruce Mwape.




Aufgrund mehrmaliger Vorwürfe des sexuellen Übergriffs gegenüber Spielerinnen und FIFA-Funktionärinnen wurde dem 64-Jährigen zunächst die Einreise verwehrt, letztendlich durfte er aber doch nach Frankreich kommen. Nach einer Entscheidung des für das Fußballturnier zuständigen Weltverbands FIFA ist es Mwape allerdings untersagt, sich den sambischen Spielerinnen privat zu nähern. Treffen mit der Mannschaft müssen an einem öffentlichen Ort stattfinden.


Mit oder ohne Trainer – das Team besticht durch seine mannschaftliche Geschlossenheit. Aufgrund ihrer strahlenden Offensive ist die Ausrichtung klar: kompakt stehen, intensive Zweikämpfe suchen und nach Ballgewinn Banda und Co. auf die Reise schicken.


„Sambia ist eine Mannschaft, die weniger progressive Pässe spielt und das Spiel kontrolliert“, weiß Hayes. „Aber wenn man gegen sie im Eins-gegen-eins über das ganze Feld spielt, sind sie schwer zu bespielen.“

Die Defensive wackelt


Was allerdings zur ganzen Wahrheit gehört: Bereits neun Gegentore kassierte das sambische Team, Torhüterin Ngambo Musole ist der größte Unsicherheitsfaktor dieser äußerst wackeligen Mannschaft. „Unser Ziel ist es, sehr, sehr viele Torschüsse abzugeben, die Torhüterin vor Herausforderungen zu stellen“, gab Klara Bühl unlängst die Marschrichtung vor.


Gegen die USA ließ die DFB-Elf allerdings zahlreiche Chancen liegen. Sollte sie gegen Sambia den Druck und die Lücken nicht ausnutzen können, kann Sambia mit seiner eiskalten Offensive das Olympia-Aus der DFB-Elf besiegeln.


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