Er ist wieder im Licht | kicker – Fussball



Vor der Europameisterschaft war er äußerst umstritten, jetzt wird er gefeiert: Binnen kürzester Zeit hat sich das Blatt für den Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin gewendet. Wie war das in diesem Eiltempo möglich? Die Geschichte einer Uhren-Affäre – und wie Yakin wieder ins Licht gekommen ist.


Das Blatt hat sich gewendet: Murat Yakin.

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Da wäre zum Beispiel diese Sache mit den Uhren. Sie liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, ploppte vor der Europameisterschaft aber plötzlich wieder auf und brachte Murat Yakin gleich eine ganze Reihe an unangenehmen Fragen ein. Zum Beispiel, warum er einen Draht zu diesem ehemaligen Hells-Angels-Mitglied habe? Warum dieser in Yakins Auftrag mit den Luxusuhren des Schweizer Nationaltrainers tätig geworden sei? Und, auch das war natürlich eine Frage: ob es da nicht vielleicht noch mehr Verbindungen gebe?


Es war gewiss keine leichte Zeit für Yakin. Im vergangenen Mai musste der 49-Jährige vor Gericht erscheinen, um als Geschädigter auszusagen. Einige Jahre zuvor hatte er einem Bekannten mehrere Exemplare aus seiner Uhrensammlung überlassen, um sie verkaufen zu lassen. Ein Entschluss, der nach hinten losging.


Später wurde das frühere Hells-Angels-Mitglied festgenommen, und Yakin leitete rechtliche Schritte ein, um wieder an seine Uhren zu kommen. Also: Strafprozess, Schlagzeilen, das ganze Programm.




Weil seine Mannschaft dann auch in der jüngeren Vergangenheit sportlich enttäuscht hatte, entbrannte eine Debatte um Yakins Zukunft. In einer nicht allzu anspruchsvollen EM-Qualifikationsgruppe wusste die Schweiz nur selten zu überzeugen – und bei der WM 2022 in Katar war sie ja auch hochkant rausgeflogen: 1:6 im Achtelfinale gegen Portugal, eine Abreibung, die lange nachwirkte.

Vorschau zu England – schweiz

Vor der EM war Yakin angezählt


Yakin war also ziemlich angezählt, als die EM begann. Doch siehe da: Vier Spiele später wird der frühere Bundesliga-Profi des VfB Stuttgart und 1. FC Kaiserslautern gefeiert. Die Uhren-Affäre? Kein Thema mehr. Die angeblichen Spannungen zwischen Yakin und Granit Xhaka? Vergessen.


Yakin ist wieder im Licht und erhält Lobeshymnen. Er sei ein Taktikfuchs, so die Urteile nach dem Auftaktsieg gegen Ungarn – gefolgt von weiteren bemerkenswerten Auftritten, die ebenfalls dem Coach der Nati zugeschrieben worden.

Nach der Qualifikation: „Vielleicht muss ich mich entschuldigen“


Als Yakin vor dem Turnier noch in der Kritik stand, sagte er süffisant: „Vielleicht muss ich mich entschuldigen, dass wir uns nicht schon nach sechs Spielen für die EM qualifiziert haben. Aber das ist Fußball.“ Jetzt sind es ganz andere Themen, zu denen er gefragt wird. Da wäre zum Beispiel sein Vertrag, der nach der EM endet. Bleibt er? Geht er? Was wird aus Murat Yakin?


Die Frage nach seiner Zukunft sei derzeit keine, mit der es sich beschäftige, sagt er. Klar ist aber schon: Durch die EM-Auftritte seiner Mannschaft stehen ihm die Türen offen. Oder um es anders zu formulieren: Murat Yakin hat alle Trümpfe in der Hand. Und zwar in jener Hand, an der er gerne mal eine Uhr trägt.

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